Bei der Stadt Helmstedt befindet sich ein ehemaliger Tagebau. Der ehemalige Braunkohle-Tagebau Grube Helmstedt. Dieser Tagebau ist schon seit Jahren in der Rekultivierungsphase. In einem Namenswettbewerb jat man den Namen “ Lappwaldsee“ ausgesucht.
Rekultivierungsphase beudetet, man hat die Grundwasserpumpen abgestellt, die Hänge wurden abgeflacht und man überläßt das Areal jetzt einer natürlichen Sukzession mit einigen zwischengeschalteten Anpflanzungen, um diese Sukzession etwas zu beschleunigen. Der Lappwald-See bei Helmstedt soll nach Aussagen der Stadt Helmstedt zu einem Naherholungsgebiet werden. Bis der Tagebau Schöningen ausgekohlt ist, werden die dort tätigen Grundwasserentnahmen dem Lappwaldsee zugeführt.
Man hat zwischenzeitlich einen Wanderweg um das Areal angelegt mit einer netten Grillhütte, um eine schöne Aussicht auf den sich langsam füllenden See haben zu können. Der See soll seine laut Planvorgaben maximale Füllhöhe zwischen 2030 und 2080 erreicht haben.
Doch so kurz, möchte man jetzt meinen!? Ein Naherholungsgebiet also in knapp 10 bis 70 Jahren?! Ja, da haben Sie richtig gelesen. Man ist eben nachhaltig zukunftsorientiiert in diesen Gefilden. Man denkt im Bergbau und den dazugehörigen Bergbaukommunen eben in anderen Zeitdimensionen. Aber mal im ernst. Diese Vorgehensweise zeugt davon, dass man in dieser Region keine weiterreichenden Ideen umsetzen möchte, dass man sich seit Jahrzehnten von einer begeisterungslosen, nicht inspirierenden Politik und Verwaltung lenken und leiten läßt, die zusammen kaum nennenswerte Entwicklungsimpulse setzen. Dieses Verschieben der Problemlösungen auf die nächste Generation kennzeichnet u.a. die Entwicklungsschwäche des gesamten Landkreises. Bereits 1995 habe ich in Schöningen versucht, die Politik der Stadt davon zu überzeugen, dass man eine kreative Nachfolgenutzung der Tagebauflächen hinsichtlich einer Freizeit-, Wohn- und Naturnutzung des gesamten Reviers avisieren sollte. Natürlich wurde ich belächelt und nichts geschah. 1997 dann habe ich dasselbe Vorhaben als Projekt „Leuchtturm“ in der Landkreispolitik und -verwaltung zu etablieren versucht. Hier wurde es durch den damals amtierenden Landrat als Thema für unerwünscht erklärt, da sich der damalige BKB-Vorstand bei ihm beschwert hatte, dass durch solche euphemistischen Vorhaben die normalen Planungsabläufe nur gestört werden würden. Und wieder geschah nichts.
Somit gehe ich 2015 in ein 20-jähriges Jubiäum des Scheiterns. Doch ich habe Hoffnung, denn im Themenbereich Radwanderwege und Wanderwege geschah erst unlängst ein gewaltiger Auf- und Durchbruch. Wo ich selbst noch gegen den BUND, NABU, die Forstverwaltungen, Feldmarksinteressentschaften u.v.a. richtiggehend kämpfen musste, um überhaupt ein Radwanderkonzept auf den Weg zu bringen, wo Fachleute in der Landkreisverwaltung sich über Jahre mit den eben genannten streiten mussten, um bereits 1999 im Rahmen des Radwanderwegekonzeptes ausgearbeitete und entwickelte Themenradtouren auf den Weg zu bringen (Romanikrad, Femo-oder Geopark-Radtour, Grenzenlos-Tour, 4-Wälder-Tour (die letzten beiden konnten u.a. durch Widerstände in den angrenzenden kommunalen Gebietskörperschaften nicht umgesetzt werden), da konnte sich ein Team im Bereich der Agenda 21 schnell und konzentriert an die Umsetzung vieler verschiedener Wege machen. Das geschah in den Jahren 2012 bis 2014. Das läßt mich doch etwas hoffnungsvoller in die Zukunft blicken, denn es zeigt, dass sich jahrzehntelange Widerstände innerhalb kürzester Zeiträume in Nichts auflösen können und man endlich und schnell Planungen zur touristischen Nutzung unseres schönen Elm-Lappwalds in die Realität umsetzen kann. Dennoch ist es schon bedenklich, denn das Ganze hätte schon längst in den Jahren 1998 – 2001 umgesetzt werden können, wären da nicht die vielen Reichsbedenkenträger gewesen. Das scheint in diesem Themenbereich endgültig der Vergangenheit anzugehören und wie man sieht, es ist richtig toll, was die Menschen um Frau Vorbrod, die Herren Kempernolte, Scheithauer u.v.a. hier bewerkstelligen! Kompliment! Wenn man dann noch über die Verstetigung der Pflege und des Erhalts der Radwanderwege eine Einigung erzielt, dann werden wir auch in 5 Jahren, in 10, 15 und 20 Jahren noch ein tolles Radwandernetz haben, das in dieser Dichte und Vielfalt seinesgleichen erst einmal finden muss.
Zur Zeit sieht ein Masterplan für den Lappwaldsee folgendes vor: „Es ist geplant, den Lappwaldsee nach und nach zu einem überregional bedeutsamen Tourismus- und Erholungsgebiet für wasserorientierte Freizeitnutzung auszubauen. Am Lappwaldsee werden Strandbereiche für den Badebetrieb entstehen. Darüber hinaus sind Anlegeplätze für Segel- und Motorboote geplant. Surfen, Wasserski und Regattasport sowie Drachen- und Gleitschirmfliegen werden zu den weiteren freizeitlichen Aktivitäten am See zählen. „Schwimmende Häuser“, touristische Anlagen am Wasser, Seepromenaden und möglicherweise auch ein Wasserlandeplatz für Flugzeuge werden am See auf die Besucher warten. Freizeitwohnen wird auf Campingplätzen sowie in Ferienhaus- und Wochenendhäusern nahe am See gelegen sind geplant (Homepage der Stadt Helmstedt vom 4.6.2012).“
Das klingt schön, nicht wahr!?
Schauen wir uns gemeinsam einmal aktuelle Bilder vom See-Areal an. Oder gehen Sie doch einfach einmal selbst zu den Aussichtspunkten und schauen sich das Ganze mit eigenen Augen an.
Was sehen Sie genau? Sie sehen eine große Wasserfläche, einige Büsche und Gehölze. Am Horizont, je nachdem von wo sie schauen, das Kraftwerk Buschhaus, die Müllverbrennungsanlage Buschhaus, diverse Windkraftanlagen, kleinere Waldflächen. So schön, so gut!
Sehen Sie auch Uferböschungen mit dem ganz normalen Bewuchs einer natürlichen Uferrandsukzession? Also Schilfgürtel, Binsengewächse, Erlen, Weiden? Sehen Sie Wasservögel? Hören Sie Gezwitscher von Vögeln?
Gut, dazu man man jetzt denken, was man will. Und Sie haben jetzt doch auch mal vor Ort nachgesehen oder sich aktuelle Bilder angesehen!?
Worum es mir geht, ist, dass anscheinend kaum eine öffentliche Stelle über den jetzigen ökologischen Zustand und die zukünftigen biogenen Ereignisse in und an diesem Lappwald-See nachdenkt und entsprechende Vorkehrungen trifft. Auf deinem Stück Papier oder einen Homepage hören sich die Pläne alle so nett an, doch wird die Natur dabei mitspielen? Wird es denn so sein können, dass man in diesem Gewässer baden können wird? Wird man sich in naher oder auch ferner Zukunft an einem Strand in der Nähe oder gar auf dem Gewässer aufhalten können?
Ich denke Nein!
Warum denke ich das?! Das Gewässer hat einen extrem lebensfeindlichen ph-Wert und wird diesen über Jahrzehnte noch beibehalten. Aus diesem Grund finden Sie so gut wie keine natürlichen pflanzlichen Uferrandsukzessionsgemeinschaften. Aus diesem Grund kehren auch kaum Wasservögel ein. Und sie können ganz sicher sein, dass Zugvögel solche Wasserflächen, so sie denn in einem halbwegs akzeptablen ökologischen Zustand sind, sofort annehmen und besiedeln. Erst recht machen das ansässige, vor Ort verbleibende Vogelarten.
Warum ist es denn so ruhig am See? Eben weil die Lebensgrundlagen für eine Vielzahl von wassergebundenen Tier- und Pflanzenarten sich nicht etablieren, genauer, weil die Wasserqualität lebensfeindlich ist ob ihrer aktuellen ph-Werte.
Wie kommt es denn zu solchen „schlechten“ ph-Werten? Es liegt am unter der Seefläche und an den Böschungen befindlichen Substrat. Ich nenne es mit Absicht Substrat, denn von Boden kann man hier kaum sprechen. Es handelt sich um bergbauliche Schüttflächen, also Asche und Abraum. Selbstverständlich hat man im Rahmen der Vorbereitung dieses Areals den Abraum und die Ascheschichten versucht so zu schichten, dass Asche in den tieferliegenden Schichten „abgesetzt“ wird und zuoberst dann die Abraummassen abgesetzt werden. Diese Mischung von Schüttgütern ist der eigentliche Grund des ökologischen Dilemmas. Die Bodenbildung findet kaum wahrnehmbar statt. Kratzen Sie doch einfach einmal auf den Hangflächen mit den Füssen?! Was sehen Sie dann? Boden kann man das niemals nennen und deshalb stehen auch nur ausgesprochene Pflanzenspezialisten auf diesen Hangflächen. Kräutergemeinschaften, Wiesen und ähnliches etablieren sich nicht auf solche Substraten, da ihnen das Bodenleben fehlt und es auch keiner Massnahmen gibt, ein Bodenleben in Gang zu bringen.
Das zweite ökologische – hydrologische – Dilemma ergibt sich aus der Tatsache, dass der See weder einen Zu- noch einen Abfluss hat. Dadurch ergibt sich eine laminare Schichtung des Wasserkörpers. Das wiederum hat zur Folge, dass kein Wasseraustausch stattfindet, weil es keinerlei dynamische Komponente im Wasserkörper gibt. Selbst in den strengen Wintern der vergangenen Jahre fror das Seewasser nicht, noch nicht einmal an den Rändern. Warum eigentlich nicht? Zunächst hat der See als Wasserkörper eine sehr große Ausdehnung sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Richtung. Das verhindert zu einem gewissen Grad das Zufrieren. Doch ein laminare geschichteter Wasserkörper würde zumindest an den Rändern spürbar zufrieren. Warum geschicht das nicht. Und wieder sind wir bei der Wasserqualität. Die biochemische Zusammensetzung ist sehr kritisch. Bedingt durch die laminare Schichtung und das anstehende Substrat laufen einfachste biochemische Reaktionen ab, die zu einer graduellen Erwärmung des Wasserkörpers führen. Durch den nicht vorhandenen Austausch des Wasserkörpers laufen Methanbildende und Schwefelwasserstoffproduzierende Ereignisse in der Tiefe des Wasserkörpers ab, die zur graduellen Erwärmung führen. Der wenige vorhanden Sauerstoff wird daurch aufgebraucht und wir finden in der Tiefe eine extrem lebensfeindliche Situation an, die zudem noch Wärme produziert.
In Helmstedt oder bei Helmstedt wird also ein Gewässer entstehen, dass bedingt durch die bestehende Pflegesituation noch Jahrzehnte benötigen wird, um das Gewässer und die Randflächen in einen akzeptablen und besuchenswerten und vor allem nutzbaren See zu verwandeln. Im Gegenteil, es kann jetzt bereits prognostiziert werden, dass wenn dieses Ausbleiben pflegerischer Maßnahmen fortgesetzt wird, hier eine übelriechende Kloake entstehen wird, die zwar aus der Ferne nett anzusehen ist aber auf keinen Fall eine Annäherung auf weniger als zehn Meter Abstand von der Wasserfläche erlauben wird.
Was kann man dagegen unternehmen?
Ber der gegebenen Ausdehnung, den vorhandenen hydrologischen und pedologischen Verhältnissen fällt es gewiss schwer, eine adäquate Vorgehensweise zur Verbesserung der Wasserqualität zu eruieren.
Doch es läßt sich alles verbessern, vor allem in so einem Fall, wo die Ist-Situation als ungenügend bewertet werden kann.
Einer der wichtigsten Maßnahmen ist m. E. die Einleitung von Sauerstoff in das Gewäässer und zwar möglichst am Grund des Sees sowie im oberflächennahen Bereich. Da das Gewässer am Nordufer wie auch am Oststufer mehr oder minder bewuchsfrei ist, liesse sich ggf. sogar eine Photovoltaikanlage etablieren, die an sonnigen Tagen die Energie für Pumpen generieren könnte. Ansonsten ist natürlich das Kraftwerk Buschhaus nicht weit entfernt und dort hat man in ausreichender Menge Energie zur Verfügung, um ganzjährig eine entsprechende Stromversorgung zu gewährleisten und das in einer mehr als ausreichenden Menge und Stärke.
Da man den See sowie seine Rand- und Uferflächen sobald wie möglich touristisch nutzen möchte, was ja auch nahe liegt, könnte der Sauerstoffeintrag im oberflächennahen Bereich über große Wasserfontänen (Wasserspiele) bewerkstelligt werden. Große Wasserspiele sind eine sehr schöne und in dieser Region um Helmstedt sicher auch eine einzigartige Attraktion, die, wenn man sie zudem mit Farbspielen versieht. Optimierend könnte Musik dazu eingespielt werden, was zu bestimmten Veranstaltungen dann den visuellen Genuß noch um einen akkustischen erweitert.
Auf diese Weise hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Helmstedter Wasserspiele wären dann, neben einer im weiteren Umfeld einzigartigen touristischen Attraktion, gleichzeitig ein Baustein für die ökologische Reanimierung einer durch Tagebau devastierten Landschaft. Denn sie schaffen die Grundlage für besuch- und damit bezahlbare Attraktionen (Wasserspiele mit Musik und Farben) und sie beschleunigen die Verbesserung der Wasserqualität in einem deutlich kürzeren Zeitraum als bei der bestehenden Situation. Wenn die Wasserspiele über eine Programmierung laufen (Fontänenhöhen, Frequenz der verschiedenen Düsen) dann haben die BürgerInnen des Elm-Lappwald zugleich eine hervorragende Naherholungsdestination, die durch ihre Einzigartigkeit im näheren Umfeld auch zu einer Identifikation der Bevölkerung beitragen dürfte.
Mit der Zuführung von Sauerstoff in der Tiefe des Sees würde man zudem die laminare Wasserschichtung aufheben und der Methan- und Schwefelwasserstoffbildung vorbeugen und sie nach und nach auf ein erträgliches Minimum zu verringern, so dass hyrologisch-ökologisch eine schnellere Belebung sowohl des Wassers als auch der Uferbereiche erreicht werden kann.
Und wenn das erst einmal zu wirken beginnt, werden sich auch deutlich schneller als jetzt ökologische Sukzessionsabläufe einstellen, also Uferbegrünungen. Mit dem zunehmenden Wasser- und Uferleben werden auch mehr und mehr Samen auf den Böschungen verteilt werden, denn die Vögel bringen dankenswerter Weise stets neues Leben in Form von ausgeschiedenen oder im Federkleid transportierten Samen auf die Flächen. Mit einer zunehmenden Begrünung wird sich eine deutlich höhere Artenzahl fast wie von selbst etablieren, wie z. B. Insekten, kleine Säugetiere und nicht zuletzt weiter Vogelarten.
Vielleicht nutzt die Stadt Helmstedt diese Idee im Rahmen der neuen LEADER – Initiative der EU und des Landes Niedersachsen. Ich denke, es wäre ein nachhaltiges und zielführendes Projekt.
Seid gesegnet!