Ein Erfahrungsbericht eines unbekannten Verfassers ist unlängst beim Autor eingegangen und dieser hat sich dazu entschlossen, diesen kleinen Bericht hier ungekürzt wiederzugeben. Erstens ist Autor ein Liebhaber von Ruderwettkämpfen und Zweitens zeigt der Bericht klar auf, wie man im administrativen Umfeld kommunaler Gebietskörperschaften (z. B. einer Kreisverwaltung) Erfolge erzielen kann.
Hier der Text:
Vor einiger Zeit verabredete die Kreisverwaltung mit einer Stadtverwaltung der kreisangehörigen Städte und Gemeinden, dass jedes Jahr ein Wettrudern mit dem Achter auf dem naheligenden See ausgetragen werden solle. Beide Mannschaften trainierten lange und hart, um ihre höchste Leistungsfähigkeit zu erreichen.
Als der große Tag des Wettkampfes endlich da war, waren beide top fit und standen sozusagen „voll im Saft“.
Das städtische Boot gewann mit einem Vorsprung von 500 Metern!
Nach diesem Misserfolg war das Kreisteam niedergeschlagen und die Moral auf dem Tiefpunkt. Der Landrat wollte nun den Grund für diese vernichtende Niederlage herausfinden. Eine Projektgruppe wurde eingesetzt, um das Problem zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu empfehlen. Die umfassenden Untersuchungen ergaben, dass die Stadtverwaltung mit acht Leuten ruderte und nur einer steuerte. Beim Team der Kreisverwaltung ruderte einer und acht Leute steuerten.
Das Kreismanagement engagierte daraufhin eine Beratungsfirma, um eine Studie über die Struktur des Kreisteams anzufertigen zu lassen. Für ein opulentes Honorar kamen die Berater zum Schluss, es steuerten zu viele und es ruderten zu wenige!
Um einer Niederlage im nächsten Rennen vorzubeugen, wurde auf Empfehlung einer zweiten Beraterfirma – mit einem noch opulenteren Honorar – die Teamstruktur der Kreisverwaltung geändert.
Es gab jetzt einen Ruderer, vier Steuerleute, drei Obersteuerleute und einen Steuerdirektor. Der Aufgabenbereich des Ruderers wurde entsprechend erweitert: er bekam deutlich mehr Verantwortung übertragen! Desweiteren wurde ein Leistungsbewertungssystem eingeführt, um dem Ruderer Ansporn zu mehr Leistung zu geben.
Dann kam erneut der Tag des Leistungsvergleichs zwischen dem Ruderteam der Stadtverwaltung und dem der Kreisverwaltung. Dieses mal gewann das Team der Stadtverwaltung mit zwei Kilometern Vorsprung…
Daraufhin entließ der Landrat den Ruderer wegen schlechter Leistungen, verkaufte das Boot und stoppte gleichzeitig alle Investitionen für eine neues, leistungsfähigeres Boot. Das eingesparte Geld reichte für die Beförderung des Steuerdirektors und der drei Obersteuerleute. Der Beraterfirma wurde eine lobende Anerkennung für die hervorragende Arbeit ausgesprochen.