Will ich in einer Gesellschaft leben, die die Unwahrheit über die Wahrheit stellt?!?

Will und möchte ich in einer Welt leben, die keinerlei Privatsphäre und folglich keinen Raum mehr für individuelle Entwicklung und Kreativität aufzuweisen hat?!?

Diese Frage stellte erst unlängst einer der aktuellen Whistleblower an sich und die Gesellschaft, in der lebte, wichtige Prägungs und Ausbildungsphasen erlebte sowie seine geistige Entwicklung ihren Lauf nahm.

Diese Fragestellung hat mich dazu animiert, hier einen Essay über die sozialen Hintergründe, genauer das soziale Umfeld der Whistleblower zu verfassen. Ich beschreibe dieses Umfeld als Systeme, wohlwissend, dass dieser Begriff zu technisch ist und man Gefahr läuft, dass unsere Gesellschaft auf das Bild eines kybernetischen, steuerbaren technisierten Konstrukts reduziert wird. Gesellschaften sind das mitnichten, auch wenn viele, gerade technokratisch ambitionierte Persönlichkeiten denken, alles sei verwalt- und damit vor allem steuerbar. Das ist eine ganz gefährliche Illusion. Dessen bin ich mir bewußt. Und somit wende ich mich an die geneigte LeserInnenschaft und bitte darum, es mir nachzusehen, dass viele der Informationen eben doch eher individuell und vielleicht auch oberflächlich sind. Sorry, ein Blogger darf das und ich will ja, ich wiederhole mich, ganz sicher nicht die Welt mit meinen Zeilen verändern, sondern lediglich meine eigene Meinung hier darlegen und zum Nachdenken und Vordenken anregen. Also nehmt den Begriff Systeme mehr als beschreibenden Ausdruck hin und löst euch von dem Bild, dass es sich hierbei um steuerbare Systeme handelt, sondern um Gesellschaften mit den unterschliedlichsten, zum Teil aber sehr durchdringenden Interessen und agierenden Gruppen.

Die nach Ansicht des Autors momentan berühmtesten Figuren des angehenden Jahrtausends in Bezug auf Meinungsfreiheit als profundem Teil der Menschenrechte sind  Eric Snowden, und Bradly Manning aus den USA sowie Rudolf Schmenger, Frank Wehrheim und Margrit Herbst aus Deutschland. Natürlich gibt es noch viel mehr, doch diese hier genannten sind mir beim Schreiben dieses Artikeln gerade geläufig. Wollt ihr von den jeweiligen Personen mehr wissen und vor allem, warum sie als Ikonen der Aufdeckung von gesellschaftsrelevanten Tatbeständen hier genannt werden, so schaut einfach mal im Internet nach. Um es euch zu erleichtern, gebe ich noch ein paar weitere Stichpunkte für die Suche dazu.

Eric Snowden – PRISM – NSA

Thomas Drake – NSA

Bradly Manning – Afghanistan – Collateral Murder

Rudolf Schmenger – Steuerfahndung – hessisches Finanzministerium – Liechtensteiner Konten – Paranoia-Affäre

Frank Wehrheim – Steuerfahndung – hessisches Finanzministerium – Liechtensteiner Konten – Paranoia-Affäre

Margrit Herbst – BSE-Skandal – Schleswig-Holstein

Und es gibt noch viel mehr Persönlichkeiten, die ihren gesamten Alltag sowohl beruflicher als auch familiärer Ausprägung vollständig verändern mussten, weil sie bestimmte neuralgische Vorgänge aufgedeckt haben und dazu nicht geschwiegen haben, sondern nachhaltig versuchten, der Wahrheit den Weg zu bahnen. Und dazu gehört viel Mut, denn meist haben sich diesen „Marodeuren“, wie sie unlängst ein Herr Erdokan aus der Türkei auch benannte, Heerscharen von Mitläufern und Söldnern sowie grundsätzlich immer auf der Seite der Mächtigen Stehende entgegen gestellt und ihnen das Leben richtig schwer bis fast unmöglich gemacht.

Wenn ihr über diese wahrhaftig mutigen Menschen mehr wissen wollt, dann schaut im Netz unter whistleblowing oder whistleblower netzwerk, da werdet ihr fündig und werdet ganz sicher staunen.

In diesem Artikel will sich der Autor nicht mit fremden Federn schmücken oder euch über Dinge informieren, die ihr schon längst kennt. Es geht viel mehr um die Systematik der Geschehnisse im Kontext von sog. whistleblowing. Was genau passiert in den Systemen, aus denen die Whistleblower hervorgegangen und erwachsen sind? Gibt es Simularitäten, die raum- und kulturkreisunabhängig sind? Läßt sich die dann stattfindende Dynamik kategorisieren?

Zunächst haben die Menschen, die gesellschaftsrelevante Wahrheiten bearbeiten (also z. B. Steuerfahndung, Fördermittelverwendung, medizinisch Belange u.v.m.) und diese in ihren jeweiligen organisatorischen Umgebungen dann in Form von Berichten darstellen, meist einen besonderen Wissens- und Erfahrungsstatus erreicht. Es handelt sich also seltener um ganz junge Menschen. Wie auch?! Diese sind ja für gewöhnlich noch in der beruflichen Ausbildung und verfügen über keine Anstellungen oder Aufträge der relevanten Systeme.
Desweiteren ist bei vielen Fällen beobachtbar, dass die jeweiligen WB zu einem überwiegenden Teil zunächst ihre eigene Berufsumgebung in Kenntnis setzen von den durch sie gewonnenen kritischen Tatbeständen. Ausnahmen bestehen soweit es der Autor beurteilen kann und darf, bei den rechtlich wie gesellschaftlich abgeschotteten Militär- und Geheimdienstwelten.Doch selbst dort gibt es Vorfälle, über die die späteren Whistleblower zunächst ihr eigenes System über die kritischen Indizien in Kenntnis gesetzt haben, wenn es auch weit weniger häufig anzutreffen ist als in den „normalen“ gesellschaftlichen Bereichen.

Die typischen WhistleblowerInnen sind also mindestens 23-25 Jahre alt, meist sind sie seit Jahren in dem beruflichen Umfeld, aus dem sie später dann berichten werden. Sie verfügen über eine profunde Kenntnis des von Ihnen beobachteten kritischen Tatbestandes und sie sind für gewöhnlich – meist dann in den abseits militärischer, sog. sicherheitsrelevanter Arbeitsbereiche liegenden Gesellschaftsbereichen – sehr aufrichtige und ehrliche Menschen und Arbeitskräfte, die es zudem sehr gut verstehen, einen Tatbestand von einem vagen Verdachtsmoment zu unterscheiden. WhistleblowerInnen recherchieren in die Tiefe und prüfen für gewöhnlich immer und immer wieder, um sicher zu gehen, dass ihnen kein Fehler unterläuft.

Weiterhin ist auffällig, dass die gefundenen Tatbestände oftmals gegenüber den vorgesetzten Stellen der zukünftigen Whistleblower als objektive Ergebnisse der Nachforschungen oder Beobachtungen dargestellt werden, ohne jede weitere BEwertung ausser der, dass etwas ganz gewaltig schief läuft. Kennzeichnend ist also, dass überhaupt keine unlautere Absicht vorliegt,  z. B. wenn Steuerfahnder feststellen, dass Steuergelder nicht ordnungsgemäß deklariert werden oder Fördergelder nicht nachvollziehbar erlangt und dann verwendet werden. Die Tatsachenbeobachtungen sind reine Tatsachenbeschreibungen, die im jeweiligen System ordnungsgemäß gemeldet und nachvollziehbar dargestellt werden.

Wie wird nun ein Whistleblower zum Whistleblower? Nach der Meldung der Tatbestände  passieren bei allen Autor bekannten Fällen seltsame, geradezu skurile und deshalb bemerkenswerte Dinge!

Die Whistleblower wurden ausnahmslos durch die staatlichen und andere Administrationen, Managements und deren systemische Gefolgsleute – vor allem aber auf Veranlassung, Befehl und in Verantwortlichkeit von deren Vorgesetzten, den Vorgesetzten der Vorgesetzten eben wegen der Darstellungen ihrer Erkenntnisse in ihrer Loyalität, ihrer Analyse- und Descriptionsfähigkeit nach und nach diskreditiert, diffamiert und teilweise sogar ganz erheblich geschädigt, was die berufliche Karriere angeht. Es zählen also plötzlich nicht mehr die beweisbaren und belegbaren Tatbestände, die, in einen rechtlichen Kontext gestellt, kritikwürdig als solche sind, sondern plötzlich kommen neue Bewertungen ins Spiel, die für die potenziellen Whistleblower nach deren eigenen Darstellungen erst einmal schockierend sind, da sie mit den eigentlichen Tatsachen zumeist in keinem direkten und vernünftig nachvollziehbaren Zusammenhang stehen. Es ist also nicht die Mentalität der „Klingler“ und „Ich weiss, was. Das Licht ist an – WichtigtuerInnen“, sondern die Tatbestände sind sauber aufbereitet und im Grunde genommen so detailliert dargelegt, dass es ein einfaches wäre, die beschriebenen Vorgänge abzustellen, zu ahnden oder ggf. ins rechtliche System einzuspeisen.

Die Whistleblower versuchen in den meisten dem Autor bekannten Fällen in der Folge dessen die Tatsachen nach Recht und Gesetz oder nach betriebsinternen Regelungen darzustellen und verwehren sich für gewöhnlich gegen die aus den jeweiligen Systemen plötzlich gegen sie gerichteten Vorhaltungen, die nicht im Zusammenhang mit den dargestellten Tatbeständen stehen.

Das lässt eine erste These zu dem die Whistleblower umgebenden System zu. Nach Ansicht des Autors dürfte es sich bei dem Phänomen um eine klassische Systemfalle handeln. Denn selbst wenn die Regeln eines Systems klar und eindeutig für die weitere Bearbeitung und ggf. Verfolgung der aufgedeckten Tatbestände sprechen, so werden aus anderweitigen Gründen plötzlich diejenigen zum Systemfeind, die eben diese Regeln angewendet haben.

Es werden also nicht mehr die eigentlichen Informationen gegengeprüft im Sinne von einer weiteren und konsequenten Vertiefung und dann auch Vorbereitung einer etwaigen Sanktionierung, sondern die Informationsträger selbst werden zum Feindbild des Systems deklariert, weil das, was sie aufgedeckt haben, bestimmten Systemgrößen vermeintlichen Schaden zufügen könnte!

Nun mag man sagen, dass diese Vorgehensweise eine uralte Tradition hat, nämlich die, dass der Überbringer der schlechten Botschaft mit dem Tode belohnt werde. Dem darf man entgegenhalten, dass wir im JAhr 2013 nicht in der Antike leben, wo eben dieser klassiche Fall ja nun seit Jahrhunderten eher ins Gegenteil geändert worden sein sollte in: „Töte nicht den Boten)!“
Vor allem in den USA, Deutschland und Europa leben Millionen von Menschen in Ländern, die die Menschenrechte, das Recht auf eine eigene Meinung, den Schutz der Würde des Menschen, die informelle Selbstbestimmung und die Sanktion von Gesetzesbrüchen, die z. B. mit den eben genannten Rechtstiteln zusammenhängen, unter Strafe stellen. Sollten wir meinen, denn so wird es von den sog. freiheitlichen Demokratien ja auch stets nach Aussen getragen! Leider ist dem anscheinend aber nicht so!

Es häufen sich die Fälle,  dass die Whistleblower genau so behandelt werden, dass sie eben absichtlich in Misskredit gebracht werden und die eigentlichen Informationsgehalte aus politischen, militärischen oder sonstigen nicht immer sofort transparenten und folglich belegbaren Gründen gegen den eigentlichen Informationsbeschaffer verwendet werden. Gerade so, als wäre die Wahrheit nicht die Wahrheit, weil es aus anderen Erwägungen heraus nicht die Wahrheit sein darf. Und dieses Verbiegen der Wahrheiten findet in den Systemen statt, in denen sich dann bei genauerer Analyse Schnittstellen zu politischen, wirtschaftlichen oder zum Teil auch klerikalen Parallelsystemen finden, deren Interessenlage über die Schnittstelle ins Whistleblowersystem eingespielt wird und dort dann die eigentlichen Tatbestände in ein neues Licht rücken. Interessant vor allem, dass diese Schnittstellen häufig nicht offizielle, also z. B. rechtlich vorgesehene Katalysatoren u.o. Eingabe- und Austauschregler darstellen, sondern personenbezogene konspirative Regler sind.

Das ist unheimlich und erschreckend und zugleich business as usual. Es verschlägt einem manches mal wirklich den Atem, wenn man die eigentlichen Informationsinhalte betrachtet und dann mit ansehen muss, wie diejenigen, die diese Informationen letzten Endes als Reaktion auf die überhand nehmende, systemimmanente Subpression öffentlich machen, sowohl innerhalb der eigentlich Vertrauenschutz geniessenden Systeme (z. B. Steuerfahndung beim Staat, Veterinäre in einem Landkreisamt, Fördermittelkontrolle in einer Verwaltung u.e.a.) wie auch gesellschaftlich als die Bösen diffamiert und sogar karriererelevant zerlegt werden eben durch die ursprünglich eigenen Systeme!

Die schlichte Entlassung aus den Diensten ist dabei die augenscheinlich noch friedlichste Art. Es geht deutlichst schlimmer, wie z. B. durch Diffamierung qua bezahlter Gutachten, Anzeigen bei anderen Strafermittlungsbehörden und und und. Und diese Systeme scheinen dann alle wie von Geisterhand gegen die eigentliche Information anzuarbeiten. Doch Geister gibt es nicht! Es sind meist relativ einfach aufzudeckende Verbindungen, die an den offiziellen, inoffiziellen oder auch rein informellen Schnittstellen angesiedelt sind – ergo Menschen!

Wirklich und wahrhaftig erschreckend ist, dass die eigentliche Information ab einem bestimmten Zeitpunkt erst gar nicht mehr geprüft wird, sondern dass der eigentliche Informationsbeschaffer plötzlich in den Fokus der Bearbeitung rückt und Stück für Stück beruflich wie gesellschaftlich zerrieben wird. Dss heisst, dass die SystemmitarbeiterInnen sich nicht mehr selbst über den eigentlichen Vorgang informieren sondern zielgerichtet an der Zerlegung der Persönlichkeit arbeiten! DAS ist das ernüchterndste Ergebnis und zeigt, wie wir Menschen sein können. Nicht Solidarität, Intellektualität sondern kreidefressende Speichellecker und rücksichtlose Persönlichkeitszersetzer rücken in den Fokus und damit etwas, was uns allen mehr schadet als der eigentliche Vorgang, der das im jeweiligen System ausgelöst hat.

Statt die Wahrheit zu suchen und die Informationen zu prüfen und nachzuvollziehen, werden nachweislich Orwell´sche Stasi-Gestapo-Methoden kultiviert, perfektioniert und subtil zur Anwendung gebracht, denn die relevanten Systeme sind sich in ihren VErantwotungsgefügen meist deutlichst im Klaren darüber, dass sie etwas Falsches tun. Dich wie heisst es so treffend?! Man hat eben seine Gründe!

Ein Hitler wäre nie ein Hitler geworden, wenn nicht Millionen von Deutschen blindlings mitgemacht hätten und jahrelang die späteren Kriegsgegner beide Augen verschlossen hätten, z. B. beim jüdischen Genozid!
Eine Bundesrepublik wäre nie die Bundesrepublik geworden, wenn nicht die Alliierten die ehemaligen Nazis zu zehntausenden erneut in die deutsche Bürokratie, Industrie und Wissenschaft integriert hätten und sie sehenden Auges oder sogar unterstützt zur Flucht verholfen hätten!

Das systemische Unrecht scheint sich auf fast mysthische Weise seinen Weg zu bahnen, indem es immer wieder Gesellschaftssysteme misbraucht und beide Augen vor den Wahrheiten verschliesst, um kurz-bis mittelfristige, meist politisch-ökonomische Zielsetzungen in den Vordergrund zu rücken und über die eigentliche Wahrheitsarbeit zu stellen!

Und noch viel schlimmer ist es, dass wir tagtäglich, mal im Kleinen, mal im Grossen solche Abläufe selbst erleben. Und immer wieder verschliessen wir aus einfachsten Gründen die Augen oder schauen willentlich weg. Das Haus, die Kinder, die Gesundheit, das Geldkonto, Karriere – es gibt so viele fadenscheinige Gründe, die in dem hier dargestellten Systemablauf wie als Gleit- und Schmiermittel dienen und die geschilderten Abläufe überhaupt erst ermöglichen.

Umso grösser ist mein Respekt vor denen, die nicht aufgeben und die gegen diese menschenverachtenden Systeme und ihre verlogene Systematik dann ankämpfen und an die Öffentlichkeit gehen, auch wenn sie allerschlimmste Folgen zu ertragen haben.  DAS sind die wahren Helden unserer Zeit. Das waren die HeldInnen der Vergangenheit, auch wenn die sogenannten Systeme, wie ich sie hier beannnte, alles daran setzen, dass solche Ehrenmenschen und moralisch und fachlich Gefestigten, der Wahrheit sich verpflichtet Fühlenden für immer aus der Erinnerung der Gesellschaft getilgt werden sollen. Und es ist sogar für mich als kleinstes Licht in diesem Dunkel immer wieder Ansporn, niemals aufzugeben. Sollen sich NSA, BND, Finanzministerien, Landkreisverwaltungen und viele andere noch so unnachgiebig und der Unwahrheit als der Wahrheit mehr verpflichtet fühlen, es ist wichtig, dass man niemals vergisst und immer versucht, die Wahrheit als das Licht zu betrachten, das Gerechtigkeit beleuchtet. Ein gesunder Verstand, eine gute Ausbildung und vor allem eine tiefgreifende Werteerziehung in Familie, Schulen und Universitäten können hilfreich sein. Viele Fälle aber belegen, dass sie keine Grundvoraussetzung zum Handeln im Sinne eines Whistleblowers sind, sondern es ist eine Art innere Stimme, ein Gewissen, das Herz, eine Emotion, die die Ungerechtigkeiten für den Einzelnen unerträglich machen. Ausbildung, intensive Kenntnisse sind dann nur noch Instrumente, die eine schnellere Vertiefung der Aufarbeitung ermöglichen und zu nachvollziehbaren Ergebnissen führen.

Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, die die Unwahrheit über die Wahrheit stellt!

Niemals!

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