Das demografische Problem – Wahrheit oder nur Polemik und Agitation ? Integrierte Regionale Landesentwicklung und Neuausrichtung der EU-Förderung – Therapie oder Sterbebegleitung ?!?

31.3.2014

Lang ist es her, dass der u.a. Artikel hier auf dieser Seite veröffentlicht wurde. Nun ist ein aktuelles Geschehnis eingetreten, das Veranlassung für eine Aktualisierung bietet.

Das Land Niedersachsen hat unlängst verlauten lassen, dass es für die neuen Regionalbeauftragten und die mit diesen Ämtern zusammenhängenden Landesentwicklungsaufgaben (vor allem Nutzung und Zuweisung von EU-Fördermitteln) beim NIW e. V. (Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung oder eingedeutscht Niedersächsisches Institut für Wahrheitsfindung 🙂 ) Regionalanalysen in Auftrag gegeben hat, um den neuen Regionalbeauftragten und deren Funktionsbestimmung eines wissenschaftlich basierte Handlungsgrundlage an die Hände zu geben. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.

Für Interessierte ist der entsprechende Bereich mit den Ergebnissen hier zu finden.

Somit erhält das Thema Polemik eine völlig neue Dimension, denn nun hat man einen die Realitäten unserer Sozi-Ökonomien abbildenden analytischen Ergebnisbestand.

War es nicht eben jener neue Regionalbeauftragte der Region Braunschweig, der nichts unversucht ließ, um seinen Landkreis als amtierender Landrat „krank“, „letal“ und „nicht überlebensfähig“ bezeichnete und damit bei jeder sich bietenden Gegegenheit auch hausieren ging!? Wehe denen, die sich dagegen verwehrten und die faktischen Zahlen benannten. Er und seine Heilsbringergläubigen versuchten alles ihnen Mögliche, um solche kritischen Stimmen abzuwürgen. Doch, meine Herren und auch Damen, die Wahrheit ist nicht etwas, was sich abwürgen läßt und sei es durch noch so perfide Polemik! Im Gegenteil! Weil es Menschen gibt, die sich nur der Wahrheitsfindung verpflichtet fühlen, kommt eben gerade die Wahrheit immer wieder und wieder zum Vorschein. Wie eine Löwenzahnsamen hat sie die Kraft, selbst dicksten Teer und Beton zu durchdringen und neues Leben in die Welt zu bringen.

Für den besagten Landkreis Helmstedt weisen die aktualisierten Zahlen auf, dass er in bestimmten Bereichen regional betrachtet gut da steht, in anderen Bereichen dagegen sehr schlecht. Doch er ist ganz und gar nicht „letal“, wie es der Heilsbringer einst predigte. Dieser Landkreis findet sich regional gesehen im Mittelfeld, mal mehr im oberen, mal mehr im unteren. Das ist die Wahrheit! Und nun frage man sich doch einmal, was hat diesen Menschen dazu veranlasst, so schlechtes Zeugnis über den ihm zu verantwortenden Lebensbereich abzulegen! Ich frage mich bei solchen Gelegenheiten nur eines: wem nützen die Aussagen etwas?!

Allerdings ist der Bereich der Demografie nach wie vor von großen Unsicherheiten gekennzeichnet.  Da werden für den besagten Landkreis ca. 1000 Menschen pro Jahr als Bevölkerungsverlust prognostiziert und wie sehen die Realitäten aus?! Der Landkreis Hemstedt wächst ganz langsam wieder. Und das trotz der rufschädigenden Verunglimpfungen von hoch gebildeten und dotierten Fachleuten! Schon eigenartig, oder?!

Was mag daraus entnehmen?! Man entnehme daraus, dass das Kaffeesatzlesen der statistischen Prognosen nur eine Momentaufnahme ist und dass die formalisierten Berechnungen von fixierten mathematischen Voraussetzungen ausgehen, die niemals die Realität abbilden sondern allenfalls momentane und klar befristete und abgegrenzte Trendausagen darstellen, die eben nur unter bestimmten, in den formalsierten mathematischen Formeln auch genau dargelegten Voraussetzungen eintreten könnten. Dennoch ist es wichtig, dieses Kaffeesetzlesen anzuwenden, denn die Momentaufnahmen zu bestimmten Zeitpunkten weisen uns die Tatsachen auf, die nur durch das Zählen von Erbsen dargestellt werden können!
Das ist der eigentliche Wert solcher Analysen! Sie bilden eine ganz reale Momentaufnahme ab! Und sie führen in dem Falle auf die Spur von Polemikern, die Tatsachen so verdrehen, wie es ihnen gerade in die Karriereplanung passt und sie bietet allen die Möglichkeit, diese Polemik zu entlarven, da die Erbsenzähler uns Fakten liefern, die ggf. ganz andere Ergebnisse zulassen als die der perfidesten PolemikerInnen in unseren gesellschaftlichen Systemen. DAS ist doch schon einmal etwas.
Auf der anderen Seite lehren sie uns, was statistische Analysen genau sind. Es sind mathematische Berechnungen mit ganz konkreten Eingrenzungen. Und dieses Beispiel lehrt uns auf anschauliche Weise, dass die Realität diese Berechnungen innerhalb eines Lidschlags ad absurdum führen können und zum Schnee von gestern machen.
Dennoch ist es unbestritten, dass diese mathematische Betrachtungsweise Planungsgrundlagen bietet. Und hier liegt der eigentliche Wert für uns alle in der Region Braunschweig. Auch wenn die Staatskanzlei selbst eine Begrenzung bei der Aufgabenausführung für die Regionalbeauftragten setzt (EU-Fördermittelverteilung), so sind die NIW-Analysen deutlich umfassender, denn sie bieten einen breiten Betrachtungsquerschnitt der sozio-ökonomischen Kräfteverhältnisse und wenn man will, sogar der regionalen Schwächen und vor allem Stärken!

Und es ist durchaus eine Überlegung wert, ob sich die Staatskanzlei einen Regionalsbeauftragten in der Region Braunschweig gönnen möchte, der erst unlängst auf einem Regions- oder Regionalgipfel die gesamte Region als „krank“ bezeichnete!? Ich persönlich würde mir das gut überlegen, denn polemische Vorgehensweisen sind das letzte, was diese herausragende und kraftvolle Region jetzt benötigt! Die Menschen, die hier leben und vor allem tagtäglich arbeiten, sind zum Großteil richtig tolle und fleissige Menschen, die es nicht gebrauchen können, ihre Heimat schlecht geredet zu bekommen. Man sollte sie vielmehr bestärken darin, selbstbewußt und tatkräftig so weiterzumachen! Und man sollte sie darin bestärken, teilzuhaben an den Entscheidungsfindungen, damit nicht irgendwelche karriereaffinen PolemikerInnen ihnen den Alltag versauern. LeistungssportlerInnen baut man auch nicht dadurch auf, dass man ihnen tagtäglich vor Augen hält, dass sie ja krank sind und sie die Hilfe des völlig überflüssigen Verbands benötigen. Wenn also Verbände, Vereine, Verruchte und Versuchte diesen LeistungsträgerInnen meinen, ihre Meinung aufdrücken zu können, dann verkommt der Sport und damit die persönliche Leistungskraft der SportlerInnen zu einem Karriereinstrument der PolemikerInnen. Das ist der völlig falsche Weg!

Was alleine zählt ist die Leistungskraft der den Sport und oder die jeweilige Tätigkeit selbst Ausführenden.
Die anderen kann an getrost auf die Krim versenden und vielleicht hat der Despot Putin ja wie für einen Depardieu noch den einen oder anderen russischen Pass übrig und sie können sich dann dort der vermeintlich hörigkeitsaffinen Großreichmehrheit von JasagerInnen und Andersdenkenden verachtenden Zukunftsgläubigen eines Landes anschliessen. Hätte doch mal was?! Ein anderer Gerhard hat es schliesslich auch geschafft und verkauft heute Gas! Denn man tau!

Im November 2012

Im Landkreis Helmstedt, in der Region Braunschweig, in Niedersachsen und an vielen anderen Orten der Bundesrepublik Deutschland wird das Problem der Bevölkerungsentwicklung – die demografische Entwicklung – intensiv diskutiert.

Hier nun einige Gedanken zu dieser Problemstellung, die vielleicht auch eine andere Art des Denkens über diese Problemstellung verdeutlichen.
Dabei gehe ich von dem Ansatz aus, dass in der Problemstellung bereits die Lösung enthalten ist.

Grundsätzliches zur demografischen Entwicklung

Zunächst ist es eine unabweisbare Tatsache, dass sich die Weltbevölkerung seit 1900 bis zum Jahr 2010 vervierfacht hat. Vervierfacht!!! Von ca 1,5 Milliarden auf ca 6,2 Milliarden Menschen! Es gibt demnach kein demographisches Problem global gesehen. Und leben wir nicht alle auf derselben Erde?! Oder wollen wir Unterschiede nach der Herkunft machen? Ich denke, das kann man nicht wirklich wollen, denn ein Mensch hat sich, soweit ich es erfassen kann, noch niemals aussuchen können, welche Eltern er hat, wo er aufwächst und in welchem Land er geboren wird!

Dieser immense Bevölkerungszuwachs ist insbesondere dem sog. Fortschritt als solches zu verdanken, wie z. B. dem medizinisch-hyghienischen Sektor, der zu einer Senkung der Sterberate (bei Kindern, Jugendlichen und Müttern) geführt hat. Desweiteren haben agrarwissenschaftliche und pharmakologische Fortschritte dazu geführt, dass es bessere und wirksamere Medikamante gibt und eine deutlich verbesserte, weil regelmässigere und abwechselungsreichere Ernährung ermöglicht wurde.
Gesündere Lebensverhältnisse und verbesserte Arbeitsbedingungen haben zudem dazu geführt, dass die Menschen insgesamt deutlich länger leben, wobei eine klare Korrelation zwischen Vorliegen oder Nicht-Vorliegen der hier genannten Faktoren und der Bevölkerungszu- oder -abnahme sowie dem zu- oder abnehmenden Lebensalter und der Sterblichkeitsrate gibt.

Nach einer Projektion der Vereinten Nationen dürfte die Weltbevölkerung voraussichtlich bis zum Jahre 2050 von heute knapp 6 Milliarden Menschen auf ca. 9 Milliarden Menschen ansteigen.

Demografische Polemik

Allenthalben werden vor allem in meinem direkten Umfeld Horrorszenarien veröffentlicht, die auf rein mathematischen Zahlenspielerein basieren. Man rechnet die momentane Geburtenrate gegen die Sterberate und beläßt es dann bei diesem Vergleich ohne genauere Darstellung etwaiger Variabilitäten, die sich durch Änderungen von Bevölkerungsbewegungen z. B. initiiert durch Katastrophen, Zusammenbrüche gesellschaftlicher Systeme oder Neubewertungen politischer Ausrichtungen und geostrategischer Systeme ergeben können.
Ganz ausser acht gelassen wird zudem immer wieder der Einflussfaktor Wanderungsbewegungen.Gerade dieser Faktor kann sich mit einer erheblichen Dynamik verändern, wie die neusten Zahlen des Statistischen Bundesamtes (11.1.2013) belegen. Deutschland schrumpft bevölkerungstechnisch nicht – es verzeichnet seit Monaten und länger bereits einen eindeutigen Bevölkerungszuwachs und das obwohl die Geburtenrate stetig sinkt. Und damit wird auch offensichtlich, wie vorsichtig man beim argumentativen Umgang mit diesem Themenfeld sein muss, denn nur allzu schnell ist man im proklamatorischen, wenn nicht sogar im agitativen Argumentationsszenario angelangt.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat bereits in einem Forschungsbericht vom April,2008 verschiedene Szenarien entworfen, die den Zusammenhang zwischen Migration und demografischer Entwicklung sehr plausibel offenlegen. Und eben dort wird sich nach Ansicht des Autors zukünftig eine erhebliche dynamische Entwicklung ergeben, denn bereits im Zuge der Finanzkrise ist der Zuwanderungssaldo innerhalb kürzester Zeit bereits an die in dieser Studie prognostizierten Maximalwerte gelangt. Was, wenn sich zudem noch neue Krisen etablieren, z. B. im Bereich Finanzen, Immobilien, Ressourcen, Klimawandel, kriegerische Konflikte u.e.m.?!

Insofern wird hier konstatiert, dass nur allzu häufig eine gesellschaftliche Diskussion auf der Grundlage unvollständiger Betrachtungen geführt wird. Und wenn man bestimmte Wissensbereiche per Definition ausklammert, ohne das genau darzustellen, warum und mit welcher Zielsetzung es geschieht, ist man nah an der Agitation bestimmter gesellschaftlicher Interessengruppen angelangt, die mit polemischen Mitteln versucht, Einfluss zu üben.

Um die genannten Horrorszenarien zu entkräften, möchte ich hier einige relativ leicht erreichbare Informationen darlegen. In einer Veröffentlichung der Le Monde diplomatique vom Juni 2011 wird eine interessante demographsiche Berechnung vorgestellt. Dort heisst es, man möge sich doch einmal vorstellen, dass alle 6,1 Milliarden Menschen in die USA einwanderten und der Rest der Erde völlig menschenleer bliebe. Dann wären die USA immer noch dünner besiedelt als die heutige Region Ile-de-France. Die Bevölkerungsdichte dieser bevölkerungsreichsten Region Frankreichs liegt bei ca. 970 Einwohnern/qkm. Im Vergleich dazu ist der Landkreis Helmstedt geradezu dünn besiedelt mit seinen knapp 140 Einwohnern/qkm. Und folglich haben wir gerade hier im Landkreis Helmstedtnoch sehr viel Ansiedlungspotenziale für Menschen von woanders, oder sehen Sie das anders, werte Leserinnen und Leser?!

Zu den Fakten:

Unser Landkreis und insgesamt gesehen Deutschland befinden sich im sog. “demografischen Winter”,das heisst wir gehören zu einer statistischen Kategorie, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Reproduktionsrate unter 2,1 Kindern pro Frau liegt. Und genau dort liegt (u.a.) das eigentliche Problem.
Es werden deutlich zu wenig Kinder geboren im Landkreis Helmstedt. Zu den gesellschaftlichen möglichen Folgewirkungen gibt es ausreichend Veröffentlichungen. Eine, wie ich finde, schöne Zusammenfassung hat das österreichische Institut für Familienforschung der Universität Wien ins Netz gestellt. Wer es lesen möchte, findet es hier an dieser Stelle.

Wenn man in unserer Region ganz genau hinsieht, so haben wir ein sehr differenziertes Bild der Wanderungsbewegungen zu verzeichnen. Es gibt Kommunen, die haben einen eindeutig nachweisbaren Zuwachs an Bevölkerung zu verzeichnen, vornehmlich größere Städte (ab 80.000 Einwohner und größer) sowie sog. Umlandgemeinden (wie z. B. die Gemeinde Lehre und einige Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Velpke). In der Stadt Wolfsburg z. B. bekommt man zur Zeit der Erstellung dieses Artikels kaum noch „bezahlbare“ Wohungen, was zu einer spürbaren Verlagerung von Wohnungssuchenden ins nahe Umfeld führt. Hier lohnt es sich, in den jeweiligen Kommunen einmal genau hinzusehen, wer kommt von auswärts und warum. Meist wird der Zusammenhang Automobil genannt. Und es lohnt sich in diesem Kontext auch, genau zu analysieren, welche Anstrengungen z. B. die Stadt Wolfsburg unternimmt, die hohen Einkommen in der Stadt zu binden. Warum wohl?!
Andere dagegen nehmen beständig ab, wie z. B. die Stadt Schöningen, die Samtgemeinde Heeseberg, die Städte Helmstedt und Königslutter u.e.m.. Gerade das Gebiet bis zur A2 ist für den Wohnbau interessant. Man fragt sich, warum die Kommunen und der Landkreis hier erst jetzt wach werden und nicht schon seit Jahren diesen Markt erkennen?!

In der Region gibt es einige Intiativen, einen Bevölkerungszuwachs zu erreichen (s.u.). Diese konzentrieren sich vornehmlich auf Familien und sog. High-Potencials, wie schon angedeutet. Eine der bedeutendsten Initiativen hat die Projekt Region Braunschweig GmbH gestartet, die sich vornehmlich auf akademische und andere hochqualifizierte Arbeitskräfte, entsprechend geführte Unternehmen und andere Selbständige oder solche, die es werden wollen,  vornehmlich aus dem Automobilbau konzentriert.

Wandlungsszenarien im Kontext der demografischen Problemdiskussion

Nun kann man sich mit den rein faktischen und analysierten Folgeerscheinungen zum Thema demografischer Wandel im Landkreis Helmstedt, in Niedersachsen oder der Bundesrepublik Deutschland abfinden und behaupten und ableiten, es sei von größter Wichtigkeit, einen gesellschaftspolitischen Umbau im Sinne eines Rückbaus von Infrastrukturen, der Etablierung neuer gesamtgesellschaftlicher Zielsetzungen  im Sinne der Nutzung der potenziale älterer Menschen u.v.m. vorzunehmen, oder man sucht ganz aktiv und vor allem weltoffen nach Möglichkeiten, Menschen von woanders in das eigene System zu integrieren. Welche Version ist Ihnen am liebsten? Meine persönliche Bevorzugung liegt auf der Anwerbung und Integration von NeubürgerInnen.

Eine erste Denk- und Handlungsalternative wäre meines Erachtens die Gestaltung sog. Zuwanderungsprogramme, um damit eine Ankurbelung der Geburtenrate zu initiieren und durch die Zugewanderten dann auch ausreichend Arbeits- und  Nachwuchskräfte für unsere Betriebe, unsere Verwaltungen u.v.m.  zu erreichen. Ausgeprobte und z. T. seit Jahrzehnten bestehende Anreizsysteme gibt es mehr als genug. Sowohl in Deutschland wie auch vielen anderen Ländern dieser Erde als auch direkt vor Ort im Landkreis Helmstedt  z. B. in der Stadt Schöningen.
Gerade in der Stadt Schöningen wird aktiv und wirksam ein Ansiedlungsprojekt durchgeführt, das neben finanziellen auch praktische Begrüssungsgeschenke umfasst, wie z. B. einen KITA-Platz. Genau so ist es m. E. richtig! Solche Instrumente benötigt man allenthalben, um neue Menschen in die eigenen Gemeinschaften zu integrieren.

Wenn man also die Zielsetzung verfolgt, eine ausgeglichene Alterspyramide zu bekommen, dann kann man ganz aktiv genau solche Instrumente einsetzen und sie auch in unserem unmittelbaren Lebensbereich zulassen und protegieren. Nicht verwalten – sondern gestalten ist hier eine Devise! Warum also nicht ganz konkret auch Demografiebeauftragte und -manager einsetzen auf der Landkreis- und Regionalebene, die daran arbeiten, eine „Demografiesensitivität“ bei den gesellschaftlichen Akteuren zu erzeugen und sich konkret darum kümmern, dass nicht zurückgebaut sondern vorgebaut wird, dass nicht immer nur nach hinten abgesichert und abgeschlossen wird, sondern nach vorne gesehen und neue Impulse gesetzt werden.

In meiner Heimat wünsche ich mir diesbezüglich einen Paradigmenwechsel. Wir stehen vor einer vollständigen Neuorganisation des Arbeitslebens! Wir benötigen keine Sicherung des Alten und den Rückbau, sondern wir müssen alles tun, damit wir weltoffen, freundlich und freundschaftlich und vor allem hilfsbereit sind, um neue Menschen zu uns zu bringen. Und genau damit lassen sich auch bestehende Infrastrukturen ausbauen und mindestens bewahren, weil ausreichend NutzerInnen vorhanden sind.

Da immer wieder auch die Kostenfrage gestellt wird, möchte ich hier anhand von wenigen Beispielen einmal eine volkswirtschaftliche Rechnung vorstellen, die erste Ansätze zum Bezahlen der eben gannten Vorgehensweisen des Öffnens und Anwerbens bieten dürften.

Für ein Kind wurde nach entsprechenden Studien (z. B. “Zeit für Kinder – Betreuung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen” des Bundesamtes für Statistik, 2010) inkl. aller bezahlten und unbezahlten Leistungen ein Monatswert von 1950,00 Euro (Stand 1998) veranschlagt. Davon betrug der Anteil je Haushalt ca. 640 Euro pro Monat.
Nun möge man mir bitte im Gegenzug einmal erläutern, warum wir in Deutschland alleine für militärische Auslandseinsätze unserer Militäreinheiten (ohne Polizei- und Verwaltungshilfen) jährlich ca 5 Milliarden verauslagen, wie z. B. alleine 3 Mrd. € nur in Afghanistan ( Der Spiegel, Mai 2010)!?
Oder warum gibt die EU für die geplante Aussengrenzabsicherung im Rahmen von EUROSUR alleine bis 2014 3,9 Mio € für Drohnen und 19,9 Mio € für Landroboter aus? Die EU hat bereits über 100 Mio € nur für EUROSUR ausgegeben (TAZ, 27.11.2012, S.7 „Drohneneinsatz droht am Mittelmeer).

Stellen wir dem Gegenüber einmal nur die Bezahlung der Kinderfürsorge in Deutschland. Alleine mit dieser direkten Kostensumme (also ohne volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,
in die auch die Kosten für die Afghanistan-bezogenen Kosten in anderen Ministerien,
die langfristigen Kosten wegen verwundeter und gefallener Soldaten,
die Zinskosten für die Finanzierung z. B. des Afghanistan-Einsatzes,
die Finanzierungs- und die Opportunitätskosten durch unterbliebene Investitionen in anderen Bereichen eingerechnet werden und die die deutsche Volkswirtschaft mit ca. 10 Milliarden Euro pro Jahr belasten) könnten bei einer Annahme von ca. 15 Millionen Kindern in unserem Land jedem Kind ca. 200 Euro pro Jahr zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Mit der grob kalkulierten volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ergäbe sich bei der genannten Anzahl von Kindern eine Summe von 666 Euro pro Jahr und Kind. Das entspräche einer Kindergelderhöhung von 9% bis 30% pro Monat! Das nenne ich einen profunden finanziellen Anreiz für unsere Familien. Oder sehen Sie das anders?
Das ist nur ein Beispiel. Es ist etwas pointiert und überspitzt dargestellt worden, doch es soll ja auch dazu dienen, dem allgemeinen Gejammer um den Untergang unseres deutschen Volkes Einhalt zu gebieten und mit guten Argumenten aufzuwarten in der Diskussion um das demographische Problem, unter anderem im Landkreis Helmstedt.

Warum also nicht lokale Leerstände in Dörfern, Städten, Schulen usw. mit Zuwanderern füllen, die wir über Bildungsprogramme an unsere Sprache heranführen und sie damit auch integrieren können in unsere Ausbildungssysteme und unsere Gemeinschaft!? Hier spielt u.a. das Thema Sicherung der EU-Aussengrenzen wieder eine gewichtige Rolle.
Was ist daran so verwerfliches, wenn Deutschland Nichtakademiker aufnimmt oder eben Menschen auf der Flucht?!  Was genau hindert uns denn daran, lybische, äthiopische, tunesische, syrische, kongolesische, ivorische und welcher Nationalität auch immer Angehörige bei uns anzusiedeln und in unsere Gemeinschaft zu integrieren? Ist es die Nationalität? Ist es die Hautfarbe? Ist es der andere Glauben? Warum geben wir Millionen Euro aus, unsere Grenzen abzusichern und lassen sehenden Auges Menschen auf der Armuts- und Kriegsflucht ertrinken, verdursten u.v.m.?! Warum nehmen wir sie nicht auf und versuchen, sie nach klaren Verhaltensregeln (Sprache lernen, Berufsbildung, Schulbildung u.e.m.) in unsere Gesellschaft zu integrieren?!

Es werden pro Asylsuchendem nach eigener Recherche ca. 670 Euro pro Monat kalkuliert. Das ist also ein Geldbetrag, den diese Menschen unser Sozialsystem so und so pro Monat kosten. Man nehme diese Summe für Sprachkurse, Renovierungsarbeiten von Wohnungen, selbstorganisierte Kinderbetreuungen, Gründung von Kleinunternehmen u.a. und könnte mit dieser Summe pro Flüchtling, der in Deutschland bleiben möchte, die Integration bezahlen und dabei sogar das eigene sozio-ökonomische System bereichern und vor allem beleben.
Was genau ist daran eigentlich nicht umsetzbar?!Das Geld wird so und so ausgegeben für „Ausgrenzungs- und Verwahrmassnahmen“, für Rückführungen, tägliche Essensrationen und Überwachungen! Hier ist m. E. ein Paradigmenwechsel von Nöten und eine öffentlich fundierte Kritik an denen, die immer nur Horrorszenarien propagieren oder gar nationalistisch-narzistische Polemik betreiben.

Doch es gibt noch viel mehr Finanzquellen in unserem Land, um den Bevölkerungszuwachs zu bezahlen und anzufeuern. Nehmen wir uns einmal das Beispiel der Energiesubventionen vor.
Nach einschlägigen Studien zur Regelung der Energieversorgung und durch die Politik genehmigten unvollständigen Wettbewerbsbedingungen (kennen Sie z. B. nur eine Autowerkstatt, die ihren Müll und dessen Verbringung auf den Steuerzahler abwälzen darf!?) der Atomindustrie belaufen sich die zusätzlichen Kosten auf ca. 3 Milliarden pro Jahr. Wenn es gelänge, diese abzubauen, würde folglich unsere Volkswirtschaft deutlich entlastet und man könnte mit einem solchen Geldbetrag u.a. eine Kindergelderhöhung unter den o.a. Voraussetzungen von weiteren ca 9% erreichen. Und selbst wenn es keine 9% wären, so liessen sich zusätzliche Prozentpunkte ganz sicher alleine nur in dem Bereich der Kinderfinanzierung unseres eigenen Volkes erreichen- ein Anreiz? Oder nicht?!

Insgesamt liessen sich also nur alleine aus diesen hier exemplarisch genannten Bereichen ein Anreizsystem im Kindergeldbereich von 9% –bis 39% pro Kind und Jahr aufbauen. In Euro sind das 16,00 € bis 61,00 € pro Kind/Monat. Sie erinnern sich bestimmt alle an das große medientgetragene Tammtamm, dass einkommenschwachen Familien doch ganze 3-4 Euro mehr/Monat für Teilnahmen ihrer Kinder an einem Sportverein, einem Schulausflug o,ä. zur Verfügung gestellt werden sollten?! Ich spreche hier von Geldern, die allen Familien mit Kindern zur Verfügung stehen und nicht nur den einkommenschwächeren in unserer Gesellschaft!

Die Diskussion um die demografische Problematik hat m. E. durchaus jederzeit wahrnehmbare polemische Züge angenommen und man sollte sich selbst dazu anhalten, immer genau hinschauen, wer rechnet hier für wen was vor und welche Interessen stehen hinter den Agierenden, Agitierenden!?!

Es ist nur sehr schwer nachvollziehbar bis zu völlig unverständlich, dass der Umbau unserer eigenen Gesellschaft kaum gelingt (z. B. im Bereich der Anerkennung von Schulabschlüssen selbst innerhalb von Deutschland, in der Schaffung eines einheitlichen Schulsystems, das u.a. auch die Mobilität der Bevölkerung erleichtern würde u.v.m.). Noch weniger bis gar nicht verständlich ist es, dass selbst gut qualifizierte Ausländer hier nur äusserst schwer Fuss fassen können und dass ihnen ungemein viele Steine in den Weg gelegt werden.
Und gar nicht mehr begreifbar ist es, dass Menschen, die aus Gründen der armuts- und kriegsbedingten Perspektivlosigkeit nach Europa oder auch nach Deutschland wollen, von offiziellen Militäreinheiten der EU (also auch deutschen Soldaten) abgeschreckt werden sollen und was noch viel unmenschlicher ist, dass ihnen selbst in eindeutiger Notsituation (z.B. auf hoher See) n i c h t geholfen wird und man sie erbärmlich ertrinken läßt. Solange das so ist, ist die bestehende demografische Diskussion in meinem Land eine Farce und Interessengruppen gebundene Polemik und Agitation.
Denn es steht ausser Frage, wir brauchen andere Menschen, die gerne zu uns kommen und gerne bei uns arbeiten. Wir brauchen die Jugend, wie brauchen die Impulsgeber, wir brauchen Ausgebildete und Lernwillige, um unseren eigenen Lebensstandard zu halten und ggf. zu verbessern. Wir brauchen keine Abschottung und Ghettoisierung der Greisen, keine Burgen um Deutschland und Mauern in Deutschland. Wir benötigen ganz schlicht und einfach gesagt mehr Menschen und wir haben eindeutig genug Platz dafür.

Und genau in diesem Kontext halte ich die bestehende Diskussion zur demografischen Situation, vor allem wenn daraus Szenarien entwickelt werden wie Rückbau bestehender Infrastrukturen, Reorganisationen von Schulen, Verwaltungen u.ä., für eine „Luxusdiskussion“ und in Anbetracht der hier dargestellten Szenarien hat diese spezielle Argumentation polemische und agitative Züge.

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