Regionale Netze, Fischersfritzen, Unternehmensdatenbanken

11.11.2012

Regionale Netze, Fischersfritzen, Unternehmensdatenbanken

Regionale Netzwerke, Unternehmensnetzwerke, Regional GmbH, Regional AG – oder ein kurzer Ausblick, wie die ÖPP die demokratischen Strukturen durch zielgerichtetes Lobbying obsolet zu machen drohen

Ach Nein – ich ändere den Titel in

Netzwerke – oder wie der Fritz heutzutage fischt

Dieser kleine Essay ist eine Persiflage. Wohl gemerkt, Übereinstimmungen mit bestehenden Netzwerken, Personen u.a. sind nicht ganz zufällig. Wer hier eine vermeintliche Kritik an etwaig handelnden Personen und Netzwerken entnehmen mag, der mag das tun. Ich kann es ihm nicht verbieten. Ich will es auch nicht verbieten.

Wenn ich im Folgenden Bezeichnungen verwende, so mag man diese austauschen und andere, ähnliche Namensbezeichnungen verwenden. Sie dienen also nur der geographischen Verortung, die ja bekanntlich auf den Geist und die Seele eines Menschen einen nicht wegzuleugnenden Einfluss ausübt. So auch hier geschehen.
Seit Jahren wird auf der Ebene des Bundes und der Bundesländer in den Wirtschaftsministerien und folglich auch auf den städtisch-gemeindlichen Entscheidungsebenen der Gedanke verfolgt, dass Netzwerke ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Prosperität einer Region sind.
Wie auch immer man Region definieren mag (und da gibt es je nach geographisch-sozial-ökonomischem Kontext sehr viel verschiedene Definitionen), die Konzentration der Entscheidungsebenen auf die Vernetzung ist inzwischen zu einem “Must have” jeder Wirtschafts- und Regionalentwicklung hochstilisiert geworden. Netzwerke werden auch in der öffentlichen Diskussion als ungemein sexy dargestellt!
Und weil das so ist, oder sagen wir so, weil bestimmte Menschen laut darüber denken, dass dem so sein sollte, singt der große Kirchenchor im Kanon einhelligst und laut vernehmbar mit. Wer wird dem einen Dirigenten, zudem wenn er vom Volke auserkoren wurde, wagen zu widersprechen!?! Wir sitzen doch alle in einem Boot. Die einen rudern, die anderen eben nicht.
Dieser Artikel widmet sich deshalb am Beispiel meiner Heimatregion Braunschweig-Wolfsburg kritisch hinterfragend und teils sarkastisch proklamierend den bestehenden Netzwerken, ihrer Finanzierung, Betreuung, den technischen Instrumentierungen sowie auch in einem kleinen Exkurs der Sinnhaftigkeit bestehender AkteurInnennetze sowie den inhärenten Entscheidungsfindungsabläufen im relevanten, fast als notwendiges Übel betrachteten demokratischen Diskurs.

Doch ich sage es gleich noch einmal. Die genannten Beispiele dienen der Veortung des Autoren, denn im Grunde genommen geht es mir ja darum, euch einen Eindruck der Landschaft zu bieten, in der ich lebe und arbeite und etwaig Ambitionierten eine kleine Spielanleitung mit auf den Weg zu geben. Also, nicht dass ihr das falsch versteht. Kritik ist etwas ganz anderes.

Die im Gebiet der ehemaligen Bezirksregierung Braunschweig und Magdeburg gelegenen Städte und Landkreise, die einst (teils mehrere hundert Jahre im Falle Niedersachsens) funktionierende “Verwaltungsregionen” = Regierungsbezirke (historische Bezeichnung für die geographische Ausdehnung) bildeten, streben seit gut zehn Jahren eine Neuorganisation von administrativen, judikativen, überwachend-kontrollierenden sowie freiwilligen Strukturen an.
Erst unlängst (2007) wurde in Sachsen-Anhalt eine Kreisgebietsreform durchgeführt. Einen ähnlichen Plan verfolgen bestimmte politische Strömungen seit Jahren schon auch in Niedersachsen und proklamieren dabei immer wiederholend die großen und hervorragenden Einsparmöglichkeiten. Die von den einschlägigen Lobbyisten dieser Vorgehensweise immer wieder propagierten Synergiepotenziale, wie es auf neudeutsch so schön heißt, sind den in der Privatwirtschaft beheimateten Unternehmenszusammenschlüssen so ähnlich, dass man nur schwerlich einen Unterschied erkennt. Und weil Unternehmen das so machen, muss das natürlich auch der Staat so machen, vor allem dann, wenn die unternehmerischen Lobbygruppierungen das im Auftragsbuch stehen haben, weil ein willfähriger und Unternehmensinteressen geneigter Staat allemal besser ist als dieses ganze “lästige Sozialgesülze”, was Geschäftemachern ja ein totaler Graus ist.
Das einfache Prinzip, mehr Arbeit auf weniger Köpfe zu verteilen, ist so alt wie das sozio-ökonomische Geschehen schlechthin. Und es sind auch immer dieselben Interessengruppen, die dieses in den Vordergrund des öffentlichen Interesses rücken, um sich selbst – aber vor allem – die dann einschneidenden” Wir-müssen-alle-den-Gürtel-enger-schnallen-und- zwar- IHR” – Totschlag-Argumente zu rechtfertigen.
Einst waren es die Priesterkasten, die da behaupteten, dass ein Gottesvertreter auf Erden Pyramiden benötigt, heute sind es Managerkasten, die den Share-holder-Value anbeten und uns allen glauben machen wollen, dass wir dieses und nur dieses Prinzip als das von Gott gegebene einzig wahre und beste anzunehmen haben.

Das Prinzip ist immer das gleiche geblieben. Seid gefälligst untertan und macht was wir wollen, sonst ereilt euch die Pest, der Zorn Gottes, der wirtschaftliche Rückschritt, die regionale Nichtigkeit, unsere Rechtskanzleien usw. usw. usw..
Netzwerke neuer Art, neue Organisationsnamen und -strukturen sollen der Argumentationslinie folgend IMMER Einsparungen in Millionenhöhe ermöglichen. Wer kennt dieses Argument in dem hier genannten Kontext nicht?!

Was aber, wenn man genauer hinsieht?! Oh Gott bewahre, warum denn genauer hinsehen?! Bei mir ist es die reine Neugierde, mehr nicht.
Zuerst ist auffällig, dass im Grunde genommen alte und seit Jahrzehnten gut arbeitende Strukturen erst einmal völlig neue Bezeichnungen bekommen. Der Erfindungsreichtum für neue Namen ist wirklich kreativster Ausprägung. Und als nächstes ist auffällig, dass ein deutliches Maß an Mehrarbeit auf die einzelnen, verbliebenen Köpfe verteilt wird. Neue Bezeichnungen bedeuten folglich immer auch Mehrarbeit für weniger Menschen!
Interessant ist bei kritischer Betrachtungsweise (so etwa gibt es, auch wenn die Verantwortlichen das für gewöhnlich ganz lästig finden), dass die, die dieses Vorgehen propagieren und letzten Endes auch umsetzen, meist nicht irgendwelche sie legitimierenden Mehrarbeiten haben, sondern zum Teil eben an den Stellen sitzen, weil sie besonders sublim andere Menschen zur Ausbeutung motivieren können, oder, was ich persönlich ja geradezu genial finde, sich sogar in ihrem sehr verdienten Ruhestand bei vollen Bezügen befinden und plötzlich dank Ihres “herausragenden Einsatzes” zu höheren Aufgaben (vor allem höher bezahlten) berufen werden. Das sind mir die besten Aller!
Die Verruhestandeten können dank ihrer hervorragenden Alltags- und Systemkenntnisse ganz sicher und vor allem total entspannt, neue Steuerungsmodelle propagieren und alle wollen ihnen andächtigst lauschen und niemand wird es wagen, auch nur leise zu widersprechen, denn das sind ja die Erfahrenen und mit gesellschaftlichen Ehrungen reich Bestückten, denen man nicht zu widersprechen hat, auch wenn deren Äußerungen manches mal eher einen gesunden Schlaf fördern als irgendetwas anderes Konstruktives und zum Thema Beitragendes. Diese perfide Strategie könnte man zusammenfassen unter “Denen-kann-ja-keiner-mehr-was-Strategie”.
Zurück zum Thema:
Im Falle der staatlichen und halbstaatlichen Neustrukturierungen wird allerdings nicht immer eingespart, denn sonst würden ja die entsprechenden Ausgabenpositionen nachweislich auch deutlichst sinken, was sie aber meist gar nicht tun, insbesondere wenn man genauer hinsieht. Wer also ganz genau hinsieht, erkennt schnell, dass mit den neuen Bezeichnungen zum Großteil auch Verschiebungen der jeweiligen Buchungsbezeichnungen in den jeweiligen Buchhaltungen stattfinden.
Gut getarnt ist allenthalben besser, als transparent und nachvollziehbar die eklatanten Organisationsfehler im Nachhinein zu korrigieren. Was ein Satz! Will sagen, hier werden Buchungsvorgänge solange geschoben und damit verdeckt, dass nur der Anschein entsteht, man habe großartige Einsparungen erreicht. Bei genauerem Hinsehen, werden lediglich Köpfe und Etats verschoben. Gut, manchmal auch abrasiert, doch die Gelder als solche werden zumeist nur anders verwendet, z. B. um Aktionäre mit höheren Dividenden zu bedienen, die Managergehälter zu verbessern oder, das kommt auch durchaus vor, neue Investitionen zu tätigen. Im staatlichen Bereich werden dann geflissentlich GmbH gegründet und schon sind die Personalkosten Sachausgaben und man ersetzt die frei werdenden Stellen durch BeamtInnen, denn für die muss man ja bekanntlich keine Sozialabgaben bezahlen und schon geht es munter weiter. Genial, oder?!
Weiter im Kontext:
Mit den neuen Namen und Bezeichnungen sowie den neuen Organisationsformen kehren auch neue Buchungsbezeichnungen ein. Insgesamt kann man durch solche Schritte sehr häufig nach Außen groß tun und sich rühmen und feiern lassen, während im Detail und rein nach den Zahlen, die entsprechenden Informationen dermaßen gut versteckt sind, dass sie nur von absoluten Kennern der Sachlagen herausgefiltert werden können.
Sind also Mensch und Material erst einmal “neu strukturiert und reorganisiert”, ergo verlagert und umbenannt, kümmert sich so gut wie niemand mehr darum, ob diese “Effizienz steigernden Verlagerungen” auch die vorher vollmundigst ins Volk geworfenen Zielsetzungen erreichen.
Ein einfacher und perfider Trick, der in Deutschland zig tausendfach angewendet wurde und wird.
Hier jetzt ein paar ganz wichtige Fischertricks im täglichen Geschäft der Regionalisierungen, Effizienzsteigerungen, aufstrebenden Regionen.
Die PPP-Strategie

Die eben genannten neuen Strukturen werden seit Jahren durch die Gründungen sogenannter PPP oder ÖPP also public -private-partnerships oder auf deutsch öffentlich-privater Partnerschaften gekennzeichnet, da man in der Verbindung zwischen Wirtschaft und Staat das Wohl und Wehe zu erkennen vermag, so zumindest die offizielle Begründung der Protagonisten auf den verschiedensten Ebenen.
Die Gründung dieser ÖPP ist m. E. fast ein Kennzeichen der Zeit geworden. Stets und ständig werden neue und vor allem “regionale” Institutionen gegründet, denen teilweise sogar infrastrukturell und administrativ-organisatorische Entscheidungen zugewiesen werden. Nicht immer sofort, dennoch aber im Laufe der Jahre.
Leider zeigen die einschlägigen wissenschaftlichen Untersuchungen aber auch, dass die Unternehmen wie auch die Kommunen, die in diesen Konstrukten dann als Gesellschafter tätig sind, über kurz oder lang durch die Verselbständigung dieser Gebilde immer mehr von den in diesen teilweise unter großem Tamtam gegründeten Institutionen selbst vorgenommenen wichtigen Weichenstellungen abgehängt werden. Meist wird das als positiver Effekt kommuniziert und als “Wir sind angekommen-Argument” dargestellt.
Doch ist diese Wirkung wirklich die, die man sich seitens der entsendenden Institutionen, insbesondere der Gemeinden und Städte sowie Landkreise, wünscht?!
Gibt man also seitens der zumeist demokratisch legitimierten politischen Gremien gerne die Kontrolle aus der Hand?!
Und wenn ja, warum?! Sollte es so sein, dass die vom Volk gewählten Vertretungen anachronistisch sind, waren und immer sein werden und vielleicht auch erste Senilitätsproblematiken aufzuweisen haben?!
Oder warum wird immer mehr Kontrolle und Nachvollziehbarkeit der Volksvertretungen auf Lobbyistenkonstrukte, gemischt-privat-staatliche Institutionen verlagert?!
Ist es vielleicht ein Kompetenzproblem?! Wer weiß.
In den letzten Jahren findet man diese regionalen Allianzen (z. B. Allianz für die Region in Braunschweig/Wolfsburg) einer sehr starken Einflussnahme von Großunternehmen ausgesetzt, die im Aufsichtsart tätig werden und dort ganz klare und zielgerichtete Arbeitsweisen an den Tag legen. Das ist im Übrigen ein Erkennungszeichen aller dieser Konstrukte. Große, meist international tätige Unternehmen bringen ihr Wissen und ihre Fertigkeiten ein und alles, was anders ist und vielleicht auch differenzierter arbeitet und denkt, wird platt gemacht. Weil groß und international gleichgesetzt wird mit erfolgreiche, gut und zielführend und alles andere ist eben schlecht, erfolglos und geradezu in den Abgrund führend.
Diese Konzernstrukturen sind natürlich, wie auch anders, nach außen hin zumindest ausschließlich zum Wohl des entsendenden Unternehmens als wichtigem regionalen Arbeitgeber tätig. Klar, oder?! Wäre ja auch fatal, wenn ein Aufsichtsratsvorsitzender nicht glasklar die Unternehmensinteressen in den Fokus des gesamten Konstruktes legen würde, denn wofür wird er letzten Endes bezahlt? Ganz sicher nicht, um das bei Städten und Landkreisen oder Gemeinden im Vordergrund stehende Gemeinwohl zu proklamieren.
Hier sei für alle Fischer noch einmal verdeutlicht: die subversive Argumentation, dass Du natürlich zum Wohle Aller arbeitest, muss immer im Vordergrund Deiner Vorträge stehen. Zeige Dich als Mensch aus dem Volk. Führe Deine Kinder mit an, dass Sie ja gar nicht wussten, wie toll es doch in der Region ist, in der Du jetzt alles zu neuen Zielen führen sollst. Lass die Audienz wissen, dass Deine Frau ja ach so begeistert ist, dass es ein Kino um die Ecke gibt und dass man seine Freizeit ja auch hier und dort verbringen kann. Zeig Dich überrascht von Alltäglichkeiten, dass Du ja gar nicht wusstest, dass die älteste Closure aus dieser Region stammt und Du ja schon so weit durch die Welt gekommen bist und tausende von Lektüren geöffnet hast, aber diese, ja diese älteste aller Lektüren, dass es diese HIER in Deinem neuen Wirkungsfeld gibt (alles wissen es ja schon, denn sie leben deutlich länger hier als Du selbst – egal) – DAS musst Du immer und immer wieder in den Vordergrund rücken.
Die Gefahr, die mit diesen Vorgängen einhergeht ist hoffentlich offensichtlich.

Wir kehren zum Ernst der Lage zurück, Du merkst es, oder?
Durch die einseitige und weitab der demokratisch legitimierten Entscheidungsgremien stattfindenden Einflussnahmen, werden zum Einen Steuergelder und deren Verwendung immer unkontrollierbarer und unnachvollziehbarer und zum Anderen entstehen Strukturen, die dazu neigen, sich als unabkömmlich darzustellen und die immer mehr Aufgabenstellungen übernehmen, die sie anscheinend besser erledigen können, weil sie eine regionalere Diskussion und Dimension generieren oder initiieren und das natürlich alle Beteiligten als DEN ERFOLG bewerten. Außerdem werden glasklare unternehmerische Interessen volksfreundlichst verpackt als unabkömmliche Targets=Ziele=Must have´s=Notwendigkeiten deklariert und damit “legitimiert” und die große Abnickergemeinde jubelt noch dazu. So geht das!

Doch findet die im Grunde genommen vorgeschriebene öffentliche Diskussion denn noch wirklich statt?!? Vorgeschrieben deshalb, weil öffentliche kommunale Institutionen zumindest auf der politischen Ebene öffentlich nachvollziehbar zu sein haben.
Wir schauen uns die betreffenden Systeme genau an und dürfen konstatieren: gar nichts dergleichen findet statt. Es findet in der Realität eher ein gemeinsames regionales und zustimmendes Schweigen statt. Und die politischen Gremien, in denen zuvor offene Diskussionen und inhaltliche Diskurse stattgefunden haben, werden nur noch häppchenweise mit Informationen versorgt, um den kritischen Disput, der für gewöhnlich als DAS hemmende und vor allem verhindernde Moment dargestellt wird, zu umgehen und sogenannte effiziente und schnelle Entscheidungen herbei zu führen. Oder – eine andere Version, die in den letzten Jahren allerorten zu erkennen ist, die demokratischen Gremien verkommen zu reinen Abnickergremien, die dann in geballter und ungemein charmanter Direktheit mit dem Muss an sog. regionalen Vorgehensweisen didaktisch-rhetorisch auf subtilste Weise perfektioniert in die Entscheidung gedrängt werden. Damit ist die Teilhabevorgabe erfüllt, der Beteiligungsmechanismus gewahrt und alle nicken lieb schauend ab.
Wer wird sich denn hier auch kritisch äußern? Gegenüber einer solch hoch kompetenten Personalstruktur, die mit Zahlen gewappnet so wunderschöne Präsentationen liefert, dass man neben dem Schlaf- und Brechreiz auch noch die unbedingten Abstimmungsfingerhebemechanismen seines Körpers gar nicht mehr bekämpfen kann!
Eingelullt durch perfide bunte Bildchen wird man doch als kleines Politikerlein keinerlei Kritik gegenüber diesen großen Unternehmen äußern!?!Zudem wenn die Kinder und Angehörigen dort Arbeit und Auskommen finden.
Am Beispiel der Projekt Region Braunschweig GmbH lässt sich das bedingt belegen. Hier werden seit Jahren Projekte gegossen, die immer toller, einzigartiger, internationaler, natürlich ausschließlich zum Wohle Aller, gebaut werden – allein es fehlen die unabhängigen Erfolgskontrollen und Kontrolleure, denn selbst diese werden inzwischen eingekauft, damit auch in diesem Bereich der Projektsteuerung nichts schief gehen kann.
Alles ist perfekt darauf abgestimmt, den Staat bzw. die kommunalen Gebietskörperschaften zu vereinnahmen, die wenigen vorhandenen Gelder den eigenen Zielen willfährig zu machen und nach außen den Schein zu wahren, man sei doch ach so nah am Volk und dessen Willen. “Schliesslich haben wir alle das doch gewollt” – ein Argument, dessen subtile Botschaft keinerlei Kritiken mehr zuläßt, nicht wahr ?!?
Und wer dagegen ist, fliegt von Bord. Doch es geht gar nicht alleine um die paar Kröten – es geht viel mehr darum, dass industrielle Ziele – z. B. Flächen, Menschen, Ressourcen u.e.m. just in time arrangiert werden.

Flächen z. B. , die für die Expansion benötigt werden und Flächen, die dann möglichst so arrangiert werden, dass die damit verbundenen Kosten alle tragen und die entstehenden Einnahmen (Gewerbesteuern, Einkommenssteueranteile, Umsatzsteueranteile etc.) bei dem großen Mentor und Treiber hängen bleiben resp. die Ansiedlungsflächen für diesen auch ohne Probleme zur Verfügung stehen – eben just in time.

Logisch, oder?!
Das ist eine der besten Strategien für alle zukünftigen Regionalmanager und somit die hier angeführten Fischer. In fremden Gewässern fischen und sie über kurz oder lang so zu arrangieren, dass fremd nicht länger fremd ist – sondern eigenes Gewässer. Und das mußt u so gestalten, dass es erst jemand merkt, wenn die Verträge geschlossen sind und es somit für die Betroffenen kein Zurück mehr gibt. Im Gegenteil – es gibt ja so und so nur ein Voran – zum Wohle aller – versteht sich inzwischen von selbst, nicht wahr?!

ÖPP und Unternehmensnetzwerke oder Hauptsache groß, teuer und vor allem unnütz (eine kleine Spielanleitung für die kommenden Machergenerationen)
Auch in der Projekt Region Braunschweig GmbH resp. der sog. Allianz für die Region stehen Netzwerke im Vordergrund des Handelsportfolios. Was genau sind denn diese Netzwerke? Wer macht sie, wer finanziert sie? In wessen Auftrag arbeiten sie?
Fangen wir mit dem letzten an. Die Gesellschafter der regionalen GmbH, also auch der Projekt Region Braunschweig GmbH, geben über den Aufsichtsrat, in dem die finanzierenden unternehmerischen wie auch kommunalen Gesellschafter vertreten sind, der GmbH ganz bestimmte Handlungsaufträge. Diese Handlungsaufträge sind im Falle der Kommunen durch einen relativ transparenten Entscheidungsfindungsablauf entstanden. Meistens! Also sagen wir lieber, sie sollten so generiert werden.
Wie immer dem aber auch sei – eines ist offensichtlich. Die Kommunen geben den regionalen GmbH-Konstrukten einen relativ grob umrissenen (meist einen ganz blumigen) Handlungsauftrag, den diese dann nach und nach abarbeiten. Einer dieser Handlungsaufträge lautet, im Rahmen des Aufgabenfeldes Wirtschaftsförderung und Ansiedlung Unternehmensnetzwerke zu gründen. Das alles wird schön unbestimmt gelassen, denn sonst könnte man ja rein fiskalisch auch von einem konkreten Leistungsauftrag sprechen. Und das weiß man sehr gut zu verhindern, indem blumigste Null-Aussage-Phrasen dargestellt werden, um möglichst nicht in die Besteuerung der öffentlichen Zuschüsse zu kommen. Oder sehr ich das falsch?! Mag sein, dass es alles ganz anders läuft und man nur zu einfältig ist, konkrete Leistungsaufträge zu geben, weil man sich in der unbestimmten Ausdrucksweise ja eher wiederfindet als in einem konkret formulierten Handlungsauftrag. Wer nach allen Seiten offen ist, ist irgendwo nicht ganz dicht. Also merke – mach es so, dass staatliche Zuschüsse steuerfrei bleiben, auch wenn Du im Grunde genommen Leistungen erbringst, die jedes andere Dienstleistungsunternehmen auch erbringen könnte. Baue das Konstrukt so, dass Du möglichst viel Einfluss auf die Infrastrukturen erhälst bei möglichst geringstem Aufwand (Effizienzkriterium).
Die hier angeführte Beispiel-GmbH übernimmt dann die Steuerung und Organisation sowie Umsetzung z. B. bei der Netzwerketablierung. Bezahlt werden die Arbeitskräfte von den Kommunen sowie den privaten Unternehmen, die als Gesellschafter fungieren. Moment mal! Die Personalkosten werden also von den staatlichen Institutionen mit getragen?! Und sind denn dort MitarbeiterInnen der Kommunen im selben Maße vertreten wie unternehmerisch entsandte?! In diesem konkreten Fall kann dieser Einwurf negativ beantwortet werden. Seitens der Kommunen sind keine MitarbeiterInnen dort vorhanden. Eigenartig, oder?! Nein – gar nichts ist eigenartig. So macht man das, wenn man eine Großregion aufbaut. So und nicht anders.
Natürlich beantragen solche Konstrukte gerne staatliche Fördermittel bei der EU, dem Bund sowie dem jeweiligen Bundesland und nehmen damit den Landkreisen und Städten die immer knapper werdenden Fördermittel noch ab, statt sie genau dort wirksam zum Einsatz kommen zu lassen. Doch mit diesen Subventionen, die von den übergeordneten Ministerien dank intensivster Lobbyarbeit gerne an solch sexy regionalen Konstrukte verauslagt werden, können diese beispiellosen GmbH dann fast unkontrolliert arbeiten, einmal abgesehen von den Rechenschaftsberichten in Form von Projektabarbeitungsprotokollen und ähnlich nichtssagender Pamphlete, die sie bei Bedarf gerne unter dem Aspekt der Geheimhaltung und Verschwiegenheitspflicht nur einem ganz ausgewählten Kreis (zumeist nur dem Aufsichtsrat) zur Einsichtnahme zur Verfügung stellen. That´s easy! Versuche mit Hilfe staatlicher Gesellschafter staatliche Zuschüsse so zu lenken, dass die eigenen unternehmerischen Ziele erreicht werden, ohne zu viel des eigenen Geldes einzusetzen!
Und wenn das gemeine Volk das alles nicht nachvollziehen kann, wird die perfideste Strategie vorgehalten. Man verunglimpft solche notorischen Störelemente, stellt sie möglichst öffentlichkeitswirksam bloß und wenn das nicht hilft und wirkt, dann kriminalisiert den “Gegner”.
Nutze die Macht der Zahlenwerke , denn sie sind als Zeichen Deiner Professionalität und Integrität das wichtigste Handwerkszeug. Solche Argumentationshilfen stellst Du unkommentiert und nicht kritisierbar in den Raum, denn schöne bunte Charts können selbst die ärgsten SkeptikerInnen berauschen und gegen die “kleingeistigen Kritiker” aus den eigenen Reihen vorgehen lassen. Du schwenkt mit selbst ernannten Fachleuten die Fahne der regionalen, nationalen, internationalen und sogar interstellaren Interessen gegen diese kleinkarierten, rückwärtsgewandten Kritiker aus den kommunalen Gebietskörperschaften und bringst diese damit so weit, dass sie selbst jedwede Kritik in den eigenen Häusern sogar vehement deklassieren und bekämpfen.
Es geht ja auch nicht an, dass kritische Stimmen das hier selbst definierte Allgemeinwohl gefährden könnten. Schließlich geht es darum, z. B. alle Gewerbe- und Industrieflächen entlang der Autobahnen Deinem Konzern zugänglich zu machen oder man möchte einfach sein Stadtschild an diesen Verkehrswegen lesen können und diese kleinteiligen, rückwärtsgewandten Störelemente einfach nur eliminieren.
Das große Ganze zählt alleine. Betone das ständig und überall!
Du zeigst Dich natürlich an einer öffentlichen und transparenten Aussprache immer interessiert – woran sonst!?!
Du setzt ganze mediale Stabskommandos ein, um die einlullenden Gesellschafter-Inszenierungen professionell durchzuführen und wenn alle Stricke reißen und es immer noch diese ominösen und gefürchteten “Reichsbedenkenträger” gibt, dann starte eine “sequentielle Furia” . Dafür lancierst Du mal hier, mal da eine Schmutzkampagne oder Du gehst in die Vollen und kriminalisiert Deine Gegner und nervst sie durch Ermahnungen, Abmahnungen und Kündigungsandrohungen, Canceln des Gesamtvorhabens u.v.m., nicht aber, ohne ihnen nicht vorher den gesamten weiteren Berufsweg zu verbauen, indem Du sie umfassend und auf allen Funktionsebenen diskreditierst. Damals im Mittelalter gab es das Prinzip, eine Reichsacht auszusprechen. Das gibt es heute wie damals, nur heißt es heute anders. Man nennt es diskreditieren oder noch besser “shit-storm”.
Sei immer daran orientiert, die eigenen Vorhaben als DIE regionalstrategische in einem internationalen Wettbewerb stehende Interessenvertretung zu deklarieren und diskreditiere alle vermeintlichen Gegnerinnen als Feinde DER regionalen Entwicklung.
Und schon sind alle wieder im Gleichklang, denn wer kann sich denn gegen so eine Argumentation auch ernsthaft wehren, vor allem, wenn er sein ganzes Leben mal gerade einen Taubenzuchtverein als Vorsitzender geführt hat und bei der Lektüre der Bildzeitung schon einen Duden zur Hand nehmen muss.
Und genau solche hier eben einmal kurz angerissenen Vorgehensweisen passieren in den unzähligen “Beispiel-GmbH der regionalen Internationalitätsetablierung” unseres Landes stündlich und tagtäglich.
Man zeigt sich gerne allenthalben als DIE regionale Förderinstitution, indem man z. B. völlig unnütze Unternehmensdatenbanken etabliert, die keinem einzigen der dort dargestellten Unternehmen auch nur einen einzigen neuen Kunden bringen. Man zeigt sich “genderalisiert” und “mirgrationalisiert”, indem man Unternehmensnachfolgen, Frauenunternehmen und andere Vorzeige-Püppies auf den Markt wirft. Summa summarum: das Unnütze wird zelebriert als das Rentable. Es ist nicht wichtig, dass man darüber nachdenkt, dass Unternehmensdatenbanken eigentlich den dort eingetragenen zusätzliche Aufmerksamkeit bringen sollen, Nein, macht sie einfach und macht sie teuer, sehr teuer. Und dann verkauft es als eine der wesentlichen Regionalstrategien und niemand merkt, dass völlig Unnützes hier als rentabel deklariert letzten Endes einfach nur obsolet und geldvernichtend war und ist.
Und wer es immer noch nicht verstanden hat, der beobachte die diversen Region-Allianz-Zukunfts-Innovations-Gmbh-PPP-ÖPP genauer. Es ist immer wieder dieselbe Spielanleitung, dieselben Charakterzüge der Handelnden und immer kennzeichnen sie sich durch viel buntes Papier, auf dem schöne Kurven gezeichnet sind, die alle von blühenden Landschaften berichten – nur allein die Realitäten sehen ganz anders aus. Aber was solls, dieses ist nur eine Spielanleitung für zukünftige Regionalmanagergenerationen. Nicht mehr, nicht weniger.
Und hier endet dieser kleine Exkurs in die Welt der Regionalisierung auch vorerst einmal.
Ich hoffe, es hat den angehenden Managern in diesem Tätigkeitsbereich viel Freude bereitet, denn zu diesem Zweck wurde dieser kleine Essay auch verfasst.

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