Breitband – Breitbandausbau – Infrastruktur – Glasfasernetz – Leerrohrsystem – Landkreis Helmstedt

26.8.2015 – revidiert am 22.12.2015

Nun ist es schon wieder eine ganze Weile her, dass ich etwas zum Thema Breitbandinfrastruktur im Landkreis Helmstedt berichtet habe. Deshalb hier ein kleines Update. Ich erlaube mir, hier schlaglichtartig einige meiner Meinung nach kritische Aspekte zu beleuchten, ohne dabei behaupten zu wollen, dass ich die Erleuchtung in diesem Fachgebiet habe. Dennoch sind mir einige der u.a. Aspekte wichtig, denn schliesslich geht es bei den avisierten Geldsummen auch darum, sie in der fachlichen Auseinandersetzung mit anderen, vielleicht dringlicheren Problemlagen abzugleichen. Um es vorweg zu nehmen, ist es in der finanziellen und sozio-ökonomischen Situation wie der des Landkreises Helmstedt angesagt, in eine Infrastruktur zu investieren, die ggf. vielleicht gar nicht oder eben nicht wirtschaftlich genutzt werden kann, wenn uns z. B. die Sozialhaushalte aus allen Nähten platzen?!

Im Landkreis Helmstedt sind nach einem ersten Schwung bereits viele Siedlungseinheiten, insbesondere im ländlichen Raum, mit schnellerem Internet versorgt worden. Dass das nicht das Gelbe vom Ei ist im Verhältnis zu den städtischen Bereichen, das steht ausser Frage. Doch immerhin hat sich die Situation insgesamt gesehen deutlich verbessert für einen großen Anteil zuvor mit dem sogenannten T-DSL-light versorgten Dörfern. Damit wurde also ein erster wichtiger Schritt vorgenommen, der allerdings bei vielen KundInnen auf erhebliche Kritik stieß, weil man die Ausbaustufen für zu unzuverlässig und zu gering ansah. Das hatte seine Ursache in den Förderregeln, ohne die ein solcher Ausbau gar nicht erst stattgefunden hätte. Laut dieser Förderregeln aber wurde eine Erschliessung überhaupt erst möglich und nach allen Prüfungen auch als korrekt abgerechnet beurteilt. Und ja, es gibt Ausfälle bei den Anbietern und ja, das ist richtig Sch…., doch leider musste das in Kauf genommen werden, da die politische Weichenstellung keine andere Vorgehensweise beschlossen hat. So einfach ist hier die Regel. Die politischen Beschlüsse hätten 2008/2009 auch ganz anders lauten können, denn es wurde auch die Etablierung eines Leerrohrsystems mit und ohne Glasfasern detailliert dar- und zur Abstimmung gestellt.

Zum allgemeinen Verständnis hier noch einmal ein paar weitere Hintergrundinformationen.

Es gibt im Wesentlichen drei völlig unterschiedliche technische Versorgungsmöglichkeiten, die je nach Standort in Frage kommen
Die erste, wahrscheinlich auch bekannteste Internetversorgung auf dem Lande, stellt die sogenannte LTE-Versorgung durch die großen Internetanbieter dar. Sie ist inzwischen sehr komfortabel ausgebaut, hat allerdings ganz entscheidende Nachteile. Sie stellt ein sogenanntes „geteiltes Medium“ zur Verfügung. Das bedeutet, dass je mehr Kunden im jeweiligen Funkabdeckungsbereich online sind, desto langsamer wird die jeweilige Geschwindigkeit für den einzelnen Haushalt und oder Kunden. Ein weiterer gravierender Nachteil ist der, dass die LTE-Verträge bis heute nur mit einer Volumenbegrenzung angeboten werden. Ist das Download-Volumen aufgebraucht, wird die Geschwindigkeit auf so ein langsames Niveau heruntergeschraubt, dass es nicht mehr der Rede wert ist, darüber noch etwas auszusagen – es ist schlicht grottenschlecht.Als drittes Manko spielt bei vielen Kundenhaushalten der Preis eine Rolle. Dieser liegt zum Zeitpunkt der Anfertigung dieses kleinen Berichts bei ca. 30,00 EUR/Monat für 5-6 GB download im 4-G-Netz.
Eine zweite Ausbauvariante, die zur Zeit im Landkreis ausserhalb der städtischen Bereiche besteht, ist die Richtfunkvariante. Sie ist, vorausgesetzt der Anbieter ist technisch gut aufgestellt und finanzkräftig genug, eine sehr zuverlässige Art und Weise, die Haushalte mit schnellem Internet zu versorgen. Allerdings gibt es auch dabei einige kritische Anmerkungen. Sollte die technische Verbindung nicht funktionieren, dann steht weder Telefon noch Internet zur Verfügung, denn die Telefonie wird über das sogenannte VOIP-Verfahren durchgeführt. Es gibt im Landkreis Helmstedt hierzu durchaus zwiegespaltene Meinungen, denn es sind schon zwei Richtfunk-Internet-Anbieter pleite gegangen und es hat die KundInnen eine Menge Nerven gekostet, teilweise wochenlang ohne Internet und Telefon da zu stehen. Allerdings darf auch gesagt werden, wenn es denn alles gut läuft, dann gibt es so gut wie kaum Beschwerden, denn es werden Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s angeboten, die dann allerdings auch bei 50-60 EUR/Monat mal mit, mal ohne Telefon liegen können. Für einen download von 10-16 MBit/s werden im Durchschnitt 30-40 EUR/Monat mal mit, mal ohne Telefon verlangt. Und solange diese Angebote als Flat-Angebote bestehen, gibt es seitens der Kunden so gut wie keine Beschwerden. Und bevor jetzt die Immernörgler und Ständigallesschlechtredner aus ihren Löchern kriechen und tief Luft holen, um ihren Unmut herauszuposaunen. Es ist ein Netz nie gut genug, vor allem für eben diese Kundschaft. Der Großteil der Kundschaft in den mit dieser Technik versorgten Siedlungseinheiten ist zufrieden.

Eind dritte Versorgungsmöglichkeit stellt der Vektoring-Ausbau dar. Hier wird durch eine technische Aufwertung der Kupferkabelanschlüsse am Kabelhauptverzweiger eine deutliche Steigerung von bis zu 100 MBit/s im download und bis zu 40 MBit/s im upload möglich sein. Bis dato werden 50 Mbit/s im download und 10 MBit/s im uplink angeboten. Vektoring ist ähnlich wie die beiden anderen angeführten Infrastrukturen eine entwicklungstechnische Sackgasse, denn es gibt nur begrenzte Ausbaustufen und die Preise sind zumindest kritisch und haben mit einem kostengünstigen und vor allem freien Zugang zum Netz wenig gemeinsam. Zudem wird dadurch vor allem der Ausbau mit einer Glasfaserinfrastruktur torpediert, da letzterer aller Voraussicht nach nicht genügend Kundenpotenzial erschliessen kann, solange das Monopol-Vektoring-Unternehmen dann eben etwas mehr als Richtfunk anbieten kann und dabei noch zusätzlich buchbare Module vorhält, die einen Gesamtpreis 40-60 €/Monat nicht übersteigen.

Um diese Situation zu verbessern, wurde von mir schon 2008 und 2009 im Rahmen der damals noch möglichen Ausschussarbeit bei der Landkreisverwaltung (dieser Ausschuss wurde dann ab Ende 2011 nach der Wahl des Heilsbringers, der gar kein Heil brachte, eingestellt)  und in Absprache mit den Hauptverwaltungsbeamten in der entsprechenden Arbeitsgruppe vorgeschlagen, eine Glasfaserentwicklung im ländlichen Bereich des Landkreises Helmstedt zu initiieren. Damals waren sich allerdings die Beteiligten darin einig, dieses Projekt zunächst einmal hinten anzustellen, da es ihnen in Anbetracht der kommunalen Finanzsituation in keinster Weise als finanzierbar erschien. Trotz aller Erklärungen, welche verschiedenen Modelle es zur Ausführung und Finanzierung damals schon gab, blieb man bei einer Ablehnung. Das ist insofern bedauerlich, da die moderne Siedlungsentwicklung schon seit vielen vielen Jahren darauf drängt, die Wohn- und Gewerbestandorte mit Glasfaseranbindungen zu versehen. Glasfaserverbindungen sind bekanntlich ja nicht ausschliesslich für die Telekommunikation wichtig, sondern sie spielen bei Anlagensteuerungen u.v.m. eine ebenso wichtige Rolle. Einmal ganz davon abgesehen, dass z. B. moderne Rechen- und Verwaltungszentren wegen der gigantischen Datenmengen schlicht und einfach gar nicht ohne Glasfaseranbindungen arbeiten können. Man darf soweit gehen und sagen, dass Glasfaseranbindungen einer der wichtigsten Standortfaktoren in Deutschland geworden ist.
So, nun aber eine ganz bittere Pille. Obwohl ich selbst und viel andere das seit Jahrzehnten immer und immer wieder in vielen EntscheiderInnengremien ansprechen, passiert NICHTS – oder so gut wie nichts. Lediglich eine Handvoll EntscheiderInnen ist aufgewacht und versucht nach Kräften, im eigenen Zuständigkeitsbereich diese Technologie und die dazugehörigen Infrastrukturen nach und nach einzuführen – zum Teil gegen erhebliche Widerstände und Langatmigkeiten. Der Großteil allerdings verhaart in der Jammer- und Lethargiephase und so werden nach wie vor z. B. Strassen- und Wegebaumassnahmen nicht in dieser Hinsicht genutzt oder gar miteinander vernetzt, um ein Leerrohrsystem zu etablieren, und sei es zunächst nur streckenweise.

Nun sind seit 209/2010 viele Jahre ins Land gegangen. Viel ist, wie ich soeben ausführte, seitdem nicht passiert in dieser Hinsicht.
Nun will man einen neuen Anlauf wagen und ein umfassendes Leerrohrsystem im Landkreis Helmstedt einrichten, das ggf. weiter vermietet werden kann an Internetanbieter, die dann die jeweiligen Glasfasern einblasen können. Es soll jeder Haushalt eine Glasfaseranbindung direkt ins Gebäude bekommen. In einem ersten Schritt soll allerdings ein Leerrohrsystem bis zu den jeweilen Kabelverzweigern in den Siedlungen gebaut werden. Damit werden in der Folge je nach Entfernung des Haushalts zu dem Kabelverzweiger sicher zweistellige Übertragungsraten von deutlichst über 15 MBit/s erreicht. Es können nach bisherigen Informationen in einem bestimmten Umkreis um den Kabelverzweiger, der mit Glasfaser angeschlossen ist, dann auch 50 Mbit/s und mehr für jeden Haushalt möglich werden. Richtig gut wird es natürlich dann, wenn man die FTTH-(Faser in jedes Gebäude oder fibre to the home)Lösung ins Kalkül gezogen wird, denn dann sind 100 MBit/s je Gebäude überhaupt kein Problem mehr.

Nun, auch wenn dieser Schritt meines Erachtens deutlich zu spät gegangen wird, man kann ja im Landkreis Helmstedt schon froh sein, dass mit einer Vorlaufzeit von 10-20 Jahren eigentlich grundlegende Infrastrukturen überhaupt einmal etwas ernster genommen werden. Und kaum hat die aktuelle Kreistagsmehrheit ihren Söldner qua Parteibuch ins Amt gehoben, nimmt dieser sich „natürlich“ auch dieser Sache an. Doch was hat er all die Jahre zuvor in der Samtgemeinde, in der er einst verantwortlich zeichnete, gemacht in dieser Hinsicht?! Homöopathische Dosierung oder eben nur Nichts 🙂 das ist die lapidare wie signifikante Antwort. Herumgeredet, heisse Luft und ständig an der Institution herumgemäkelt, für die er jetzt in die Verantwortung genommen wurde – !
Das sind im Übrigen nicht meine eigenen Worte sondern die von BürgerInnen aus eben dieser Samtgemeinde im Norden des Landkreises Helmstedt, die teilweise noch heute auf eine schnelle Internetanbindung (deutlich mehr als 10 MBit/s im download)  warten. Ich will damit sagen, dass hier genauer zu analysieren ist, ob sich hier vielleicht nicht jemand nur profilieren mag und ob diese Person überhaupt das Profil hat, solch eine wegweisende Infrastrukurmassnahme auch innerhalb seiner Amtszeit zuende zu bringen?

Gut, sei es wie es ist. Wir wissen nun, dass im Landkreis Helmstedt seit gut vier Jahren kaum mehr eine konzertierte und konzentrierte Arbeitsweise gepflegt wird. Low level Marketing, lowest level Entwicklungsarbeit – aber Großschnauzen- und Alphatiergehabe sind highest level 🙂 Das ist übrigens immer wieder in rückständigen Regionen diagnostizierbar. Ein paar Leute machen aus zumeist egoistisch ausgerichteten Zielsetzungen heraus einen auf „Ich kann so und so alles am Besten“ und kreieren so eine Riesenwelle. Wenn es dann aber zu den Verantwortlichkeiten kommt oder es einfach nur darum geht, eigene Verantwortung zu übernehmen, dann erhalten wir leider viel zu oft eine Fehlanzeige. Wenn es dann erst ans Umsetzen geht, wird deligiert und herumlamentiert und vor allem werden kritische Einwände vom Tisch gekehrt und wir erhalten das „Winterkorn-Muster“. Alles konzentriert sich gezwungenermaßen auf den einen Leader und wenn dann Fehler passieren, dann werden diese rigoros bestraft statt ein Lernschema zu entwickeln, das die Fehlerbeseitigung in den Fokus stellt und nicht das Kopfabschlagen von denen, die es wagten Fehler aufzuweisen. Tja, wenn solche Vorgehensweisen – nennen wir es Muster – mit einem weiteren Muster zusammentreffen, das darauf ausgelegt ist, alles zu verhindern und immer zu wissen, wie etwas nicht geht, dann ergibt das eine Schnittmenge, die es in sich hat. In dieser Schnittmenge werden vor allem kreative und abseits des Mainstreams liegende Lösungsmöglichkeiten für abnormal erklärt, damit gefemt und geraten so aus dem Fokus. Ja, es geht sogar soweit, dass die Informationsträger diskreditiert werden und sich damit aus jedwedem Entwicklungsprozess indirekt oder direkt gezwungenermaßen verabschieden oder, was noch viel fieser ist, schlicht von der schosssitzenden und karrieresichernden Jasagergruppe ausgestossen werden. Egal wie, wenn eben solche Kräfte verloren gehen, dann kann das zu einem lethalen Zustand eines Systems führen. Ist es das, was wir wollen?! Ich persönlich habe eine tiefe Abneigung gegen solche Vorgehensweisen.

Zurück zum Internet und seiner Infrastruktur. Wenn denn dann mal irgendwann eine Leerrohrstrategie im Landkreis Helmstedt zur Wirklichkeit werden sollte, so sind folgende Szenarien denkbar:

    1. Diese Leerrohrsysteme muss zunächst mit dem Markt abgeglichen werden. Hier sind die Hürden für eine Intervention der bestehenden Marktanbieter deutlich noch oben verschoben worden. Seitens der Fördermittelgeber werden nun Mindestdownloadvolumina von 50 MBit/s vorausgesetzt und wenn diese nicht für jeden Haushalt zur Verfügung stehen, dann muss der Anbieter zum Ausdruck bringen, dass er diesen Ausbau in mindestens drei Jahren bewerkstelligt haben wird. Erinnern wir uns, als unterversorgt galten in der ersten Breitband-Förderperiode Haushalte mit unter 1 MBit/s im download. Gute sechs Jahre später sind es dann schon 50. Doch selbst diese 50 MBit/s sind meiner Erachtens viel zu wenig und sind der Lobbyarbeit der großen und kleinen Marktanbieter geschuldet. Meines Erachtens sollte hier eine Schwelle von mind. 100-150 MBit/s angesetzt werden. Eine neue Monopolisierung mit dem eben genannten gefixten Wert über einen besonders starken Marktanbieter wird diesen zwar erfreuen, doch in der Sache ist das ehen eine Sackgasse. Und wenn dieser dann mit seiner Strategie dann auch noch den Leerrohrausbau erkennbar verhindert, dann wird jede Investition in ein Leerrohrsystem zu einem wirtschaftlichen Harakiri-Unternehmen.
    1.  Es gilt abzuwarten, wie die Marktteilnehmer darauf reagieren werden, doch selbst kleine Anbieter, die weite Teile des Landkreises Helmstedt mit Richtfunk versorgen, können mit einem mittleren finanziellen Aufwand und schon gar innerhalb von drei Jahren Downloadraten von 50 MBit/s anbieten. Somit kann es sein, dass auch deswegen die Leerrohrstrategie im Landkreis Helmstedt ins Leere läuft. Sollten sich keine Marktabieter darum kümmern und die öffentliche Hand einfach mal machen lassen, dann werden also in ca. fünf Jahren alle „unterversorgten Gebiete im Landkreis Helmstedt – wir haben gelernt alle mit weniger als 30 MBit/s im download – eine Leerrohrinfrastruktur haben. Allerdings nur bis zum Kabelverzweiger, also bis zu den grauen Kästen im Dorf. Immerhin, möchte man meinen. Doch wie geht es von dort aus weiter? Vor allem wie geht es weiter, wenn ein am Markt befindlicher Teilnehmer bereits bis zu 50 Mbit/s im download anbietet? Dann hat man seitens der öffentlichen Hand vielleicht ein Leerrohrsystem finanziert, doch es finden sich keine Glasfaseranbieter, die weiter investieren, da die Kunden größtenteils bereits mit den geringeren Download-Raten von bis zu 50 Mbit/s vollauf zufrieden sind.
    1. Die interessierten Haushalte müssen in der Folge dessen dann selbst in die Tasche fassen, denn vom KVZ im Dorf bis zum Haushalt sind ja noch einige Strecken abzuarbeiten. Und genau dort könnten dann die Anbieter investieren. Diese werden aber nur investieren, wenn sich eine kritische Anzahl von Strassenanliegern für einen Hausanschluss entscheiden. Nun gehen wir einmal davon aus, dass in den bestehenden ländlichen Gemeinden vor allem die jungaktiven Haushaltsmitglieder ein gesteigertes Interesse an so einem Anschluss haben. Was ist mit dieser Altersgruppe dann in fünf Jahren?!? Was ist mit der verbliebenen Altersgruppe, die weiterhin in den Dörfern wohnen bleibt? Wird sie dann ein gesteigertes Interesse daran haben, einige 100 bis zu 1.000 EUR zusätzlich in die Hand zu nehmen, um einen Hausanschluss mit Glasfaser zu bekommen? Ich denke, dass dieser Kundschaft ein Anschluss mit 16 MBit/s oder vielleicht dann sogar einmal 25-50 MBit/s sicherlich ausreicht. Und man darf auch nicht ausser acht lassen, dass es mit dem Hausanschluss nicht getan ist, es muss ja auch innerhalb des Hauses ein Aufwand betrieben werden, der schnell einmal mindestens 200 EUR kosten wird und schon ist man bei einem Aufwand von 1.250 EUR pro anzuschliessendem Haushalt. Das sind wohlgemerkt Durchschnittszahlen, die je nach Menge und vor allem spezieller Situation deutlich nach unten, aber auch deutlich nach oben schwanken können. Sollte der Landkreis selbst eine FTTB-Strategie verwirklichen, so fallen die Kosten für den Kundenhaushalt vergleichsweise gering aus, denn dann muss er nur von der Grundstücksgrenze bis ins Haus hinein die Kosten tragen. Dafür wird es für den Landkreis selbst dann erheblich teurer. Eine KVZ-Erschliessung mit Leerrohren im gesdamten Landkreis Helmstedt kostet aller Voraussicht nach zwischen 10-15 Mio EUR, je nach dem wieviele nach den Kriterien analysierte unterversorgte Siedlungseinheiten es gibt im Landkreis. Eine FTTB-Leerrohr-Erschliessung kostet nach eigenen Berechnungen und der Voraussetzung, dass alle ehemaligen sognannten weissen Flecken (weniger als 1 Mbit/s im download und aktuell bis zu 16 MBit/s) dann ca. 55 Mio EUR. DAs ist schon echt eine Hausnummer.. Sie ist zweifelsohne eine Investition in die Zukunft, doch haben wir vieleicht auch andere Tätigkeitsfelder, in denen solche Gelder dringender benötigt werden, seien es 10 Mio oder eben 55 Mio EUR ?
  1. Wenn man hier im Landkreis Helmstedt – viel zu spät – jetzt ein Leerrohrsystem aufbauen möchte, dann greift der Staat in das Marktgeschehen ein, was prinzipiell im Rahmen der Daseinsvorsorge auch so sein darf. Noch ist die Glasfaseranbindung aber keine Daseinsvorsorge und es wird darüber gestritten, ob sie es noch werden soll oder nicht. Sollte Glasfaseranbindung zur Daseinsvorsorge erklärt werden, so werden staatlich kontrollierbare Leerrohrsysteme bis zu jedem Wohngebäude entstehen und dann wahrscheinlich über die sogenannten Anliegerkosten finanziert oder mindesten teilfinanziert. Wenn es dafür dann staatliche Fördermittel gibt, so werden zwischen 50-90% seitens der Bundesländer, des Bundes sowie der EU bezahlt werden. Der Rest wird dann durch die Kommunen oder eben die Landkreise aufzubringen sein und diese werden ggf. dann eben per Anliegerkosten bei den Bürgern anklopfen oder vielleicht auch nicht. Sollte eine FTTB-Version zum Tragen kommen, so wird der Landkreis selbst eine Leerrohrverlegung bis zur Grundstücksgrenze vornehmen. Dann wird das Projekt aber auch empfindlich teurer. Man darf hier grob geschätzt von ca. 50 Mio EUR ausgehen, was natürlich ein echter Happen ist. Und noch ist ja gar nicht klar, ob sich so ein Leerrohrsystem überhaupt wirtschaftlich darstellen läßt, denn der Plan ist von vielen Aussenfaktoren abhängig.

Kommen wir jetzt einmal zu den immer wieder gerne genannten Vorteilen und „Visionen“ in diesem Themenbereich. Man wird seitens der staatlichen Akteure inzwischen fast erschlagen vor lauter Euphorie. Schade, dass diese Euphorie dank der ausgeprägten Aussitzermentalitäten und Wegschaucharakteristika der EntscheidungsträgerInnen erst jetzt und heute um sich greifen, denn man hätte schon seit gut zehn Jahren längst fertig sein können. Gut, besser spät als gar nie. Dennoch, die Chancen sind leider vergangen wie so viele Chancen an diesem Landkreis dank extremst rückständiger und zurückhaltender politischer Entscheidungsträgerschaft ungenutzt vorüberzogen. Aber ihr kennt das ja. Packen wir es jetzt an! Denn jetzt bin ich hier! Und ich will die Karriereleiter noch höher steigen und sei es auf eure Kosten *feix…oder so ähnlich. Also – packen wir´s an! Ich halte diese Vorgehensweise für proklamatorisch und wenn zudem die Verantwortungen beim Steuerzahler verbleiben, dann geht m. E. in die völlig falsche Richtung. Ich will sagen, man muss genau analysieren, was wer zu was wie sagt und vor allem warum? Hat nicht erst unlängst jemand als verantwortlicher Landrat die Segel gestrichen, um der persönlichen Karriere Vorschub zu leisten und hat nicht eben jene Person zuvor eine Riesenwille in Sachen Fusion losgetreten, die aber sowas von vor die Wand geschrammt ist, dass einem fast schwindelig werden kann? In der Auskostung dieses Ereignisses leidet nur das Volk und deren Steuermittelsäckel und die Person, die das einst aus rein egoistischen Erwägungen herua sinitiiert hat, ist inzwischen völlig von Bildfläche verschwunden. Sorry, doch genau solche Dinge sind passiert und sie machen mich sehr kritisch, wenn ich erneut so Sätze wie „Diese Infrastruktur ist das zukunfsweisende Projekt für den Landkreis Helmstedt“ höre. Ich kann nicht sagen, wie Sie darüber denken, dochj ich denke dann immer genau an den eben geschilderten Fall.

Die Vorteile eines Glasfasernetzes für die Siedlungsentwicklung liegen offensichtlich auf der Hand. Wenn jeder Haushalt und jedes Gebäude über 1 GB/s im download verfügt, kann man – vorausgesetzt es gibt die entsprechenden Software- und Hardwareeinrichtungen – schlicht jeden noch so erdenklichen Lebensbereich bis ins kleinste Detail datentechnisch versorgen und k o n t r o l l i e r e n !
Medizinische, bildungsrelevante wie auch informelle Anwendungen sind dann zeitparallel überhaupt kein Problem mehr. Klingt fast wie schöne neue Welt, oder nicht?! Solange Du die Augen  verschliesst und Dich wohlig lächelnd zurücklehnen kannst ohne nachzudenken, ist es auch die sogenannte schöne neue Welt.
Doch welchen konkreten Nutzen bringt sie Dir wirklich? Davon einmal ab, dass Dein gesamter Haushalt vollständig übers Internet transparent gemacht wird, so wirst dann Du auch immer durchsichtiger und das bedeutet gleichzeitig aber auch, Dein Leben ist vollständig kontrollierbar. Ich kenne viele Menschen, denen das völlig gleichgültig ist, weil sie haben nichts zu verbergen. Tolle Wurst! Wenn Du also ständig weisst, wie kalt Deine Milch im Kühlschrank ist, ob Dein Medikamentenschrank aufgefüllt ist und Dein Stromzähler intelligent wie er ist auf den niedrigsten Tarif des jeweiligen Anbieters geschaltet hat, worin genau liegt dann Dein Vorteil?! Du kannst rund um die Uhr die Glotze laufen lassen, Du kannst rund um die Uhr an Computerspielen teilnehmen, Du bestellst per Knopfdruck den Nachschub, den Dein Kühlschrank gerade angibt, dass er nicht mehr vorhanden ist – doch welches ist der eigentliche Nutzen für Dich und Dein Leben?!?
Du kannst auch mit einer Bandbreite von bis zu 50 MBit/s eben mal ganz locker alle die o.a. Vorteile geniessen, selbst 16-25 MBit/s sind schon genug. Wozu also dann die Glasfaser im Gebäude anschliessen?!

Ein weiterer, wichtiger Aspekt

Es gibt einige Berufs- und Gewerbegruppen, die schnellstes Internet benötigen und für die es auch eine Standortfrage ist, es zu haben oder nicht. Da gibt es kein Vertun. Die gewerblich-industrielle Gesellschaft braucht schnellstes Internet!! Sie, also diese Klientel,  hat diese Erschliessung aber schon seit mindesten 15 Jahren fest im Auge und leider ist diesbezüglich herzlich wenig passiert. Und nun jammert mir nicht die Ohren voll, dass es ja niemand bezahlen kann. Ein Leerrohr mit in einen Baugraben zu legen und Rohrabschlüsse oder -verteiler einzubauen ist nun wirklich nicht der Kostentreiber, wenn so und so ein Graben aufgemacht wird, um z. B. neue Trinkwasser und Abwasserentsorgungsleitungen zu legen, oder?!

Der selektive Aspekt – wir reden hier auch über eine Selektion bei dem Ausbau der Leerrohre und später der Glasfasernetze. Die Auswahl wird vor allem jene Sieldungseinheiten in den Fokus bringen, die über ein Bevölkerungswachstum verfügen oder wo sich eine positive Bevölkerungs- und Gewerbedynamik abzeichnet. Wenn diese beiden Faktoren zusammentreffen, dann sind es genau die Siedlungseinheiten, wo Glasfasernetze sicherlich Sinn machen und vielleicht sogar schlicht als entscheidender Standortfaktor bewertet werden.
Viel zu oft werden Argumente genannt, die darauf abzielen, dass Glasfasernetze DIE Zukunft schlechthin darstellen, denn sie ermöglichen den sich daran anschliessenden Einheiten, sich in der Welt des Netzes auf komfortabelste Lösung zu tummeln. Zweifelsohne richtig. Und solange der Staat den Anschluss bis zum eigenen Haus und Gebäude bezahlt, ist das doch ok. Wir verzichten dabei gerne auf den förmlichen Begriff des Eingriffs in das Marktgeschehen, denn hier will der Staat eine Daseinsvorsorge aufbauen, die ihm ggf. sogar ermöglicht, endlich mal wieder ein Regulierungsinstrument zu bekommen, um z. B. den sogeannten „open-access“ zu gewährleisten, also den diskriminierungsfreien, nicht von der Höhe der Monatsrate abhängigen schnellsten Zugriff aufs Internet. Das ist eine sehr here Ansicht und auch ein idealistisches Vorhaben. Ob die großen Marktteilnehmer das dann auch so sehen, wird die Zukunft erweisen, denn schon jetzt sind sie in der Lage an den großen Netzknoten eine entsprechende Dämpfung oder Beschleunigung vorzunehmen. Also weit ausserhalb des Landkreises Helmstedt. Inwiefern dann dieser here Gedanke an den Realitäten scheitert, das sei hier einmal auf die Zukunft verschoben.

Zu guter letzt noch einige Worte zu den gerade stattfindenden technischen Entscheidungen ausserhalb, sogar weit ausserhalb des Landkreises Helmstedt selbst. Es geht hierbei um das Thema Vektoring, die Telekom und die vielen anderen Anbieter. Vektoring ist zwar eine der Ausbaualternativen, doch sie hat einen ganz speziellen Charme in Sachen Siedlungsentwicklung. Erstens kann nur ein Anbieter pro Kabelverzweiger tätig werden, was in den Dörfern allerdings schon immer so war bis zu dem Tag, da die erste Erschliessungswelle bei den völlig grottig versorgten Siedlungseinheiten stattgefunden hat. Seitdem können dort die KundInnen zwischen dem Telekomangebot mit starker Dämpfungsabhängigkeit, dem Richtfunk mit starker Dämpfungsabhängigkeit und dem LTE-Angebot mit Mengenbegrenzung und Belegungsabhängigkeit wählen. Immerhin können sie wählen. Sollte Vektoring dort zum Zuge kommen, was aber in den mit Richtfunk versorgten Dörfern nicht der Fall sein dürfte, weil die Telekom dort keine Kündigungen aussprechen darf, da diese Dörfer bereits vor dem 10.4.2013 mit DSL erschlossen wurden, dann ist man m. E. auf Jahrzehnte festgelegt auf diesen einen Monopolanbieter. Insofern müsste man beobachten, ob die für die Anbieter so und so unattraktiven Siedlungseinheiten erst einmal von Vektoring verschont bleiben, auch wenn über ihnen immer das Damoklesschwert einer Anbieterinsolvenz und damit der Komplettausfall von Internet und Telefon schwebt. Weshalb sage ich verschont?! Nun, Vektoring ist eine Entwicklungssackgasse, die dem Richtfunk diesbezüglich an die Seite gestellt werden kann. Erstere wird aller Voraussicht nach technisch standsicherer sein, doch dafür ist ein Upgrade auf schnellstes Internet mit 1 GBit/s und mehr nicht möglich. Zudem kann es bei der Telekom durchaus passieren, dass sie schon bald beschliesst, einen von der monatlichen Zahlung abhängigen Schnelligkeitstarif einzuführen, denn schliesslich will der Konzern ja auch seinen Aktienwert steigern, oder etwa nicht!?! Kritisch kritisch — das denke ich wirklich!

Sollte es zu einem Ausbau eines Leerrohrsystems im Landkreis Helmstedt kommen, dann wird das sogenannte Produkthandbuch anzuwenden sein. Diese Produkthandbücher gelten für alle LAndkreise, die eine Breitbandförderung für den Ausbau der sogenannten NGA-Netze (Next generation access) haben möchten. Wenn man das studiert, wird man unschwer erkennen, wie umfassend die Regelungen sind für eine etwaige Förderung. Hier wird ins kleinste Detail dargelegt, was wie zu planen ist und mit welchen Vorgaben die PlanerInnen uzugehen haben. Das ist bei staatlichen Förderungen kein Einzelfall. Es geht  um steuerliche Mittel, die hier in sehr hohem Maße zum Einsatz gebracht werden sollen. Es geht um Markteingriffe, es geht ggf. um Daseinsvorsorge und andere Faktoren. Deshalb sind diese „Spielregeln“ auch sehr genau. Schauen Sie sich bei Interesse einmal in diesem Produkthandbuch den Punkt 8 an. Hier können Sie genau ablesen, was schon bei der Planung berücksichtigt werden muss. Danach erst erfolgt dann eine EU-weite Ausschreibung und man wird dann sehen, wer das Leerrohrnetz bauen wird. In einem zweiten Schritt wird dann das Leerrohrsystem vermietet an einen Provider oder der Landkreis Helmstedt betätigt sich selbst als Internet- und Telefonanbieter. Inzwischen gibt es auch so eine Art Zwischenhändler, die das Glasfasernetz dann auch kurzfristig „vermakeln“. Die KundInnen können dann den jeweils günstigsten Anbieter wählen. Das wird sich aber nur dann etablieren lassen, wenn der Landkreis selbst nicht nur ein Leerrohrsystem sondern auch einen technischen Aubau bis zum KVZ vornimmt, da ansonsten ja noch ein recht hoher Kostenfaktor bei den Anbietern verbliebe, u.a.  für die Glasfaseranschlüsse und die neuen KVZ u.e.m.. Und dann wären wir einmal schnell im zweistelligen Millionenbereich bei den Kosten…Wer mag es entscheiden, dass der Landkreis Helmstedt Millionenschulden aufnimmt, nur um dieses Ziel zu erreichen?

Nun habe ich viele verschiedene kritische Aspekte beschrieben und möchte zum Ende fragen, was denken Sie über das hier beschriebene Leeerrohrsystem. Geht Ihre Zustimmung soweit, dass sie dafür auch soziale Bereiche ausklammern würden?

Warten wir es ab!

Seid gesegnet!

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