Demografische Entwicklung und demografischer Wandel im Landkreis Helmstedt und der Region Braunschweig (Niedersachsen)

26.2.2014

Ganz aktuell vernimmt man, dass die Einsetzung von ExpertInnenrunden auf Landes-, Regional- und Kommunalebene das Problem der schrumpfenden Bevölkerung durch die hervorragenden Konzepte und Ideen aus deren Mitte lindern sollen. Das ist doch mal etwas! Ideen und Konzepte von hochrangigen AkademikerInnen sollen der verzweifelten und tatenlosen Politik auf die Sprünge helfen und die Geburtenrate steigern helfen.

Geht´s noch?! – denkt die geneigte LeserInnenschaft! Was sollen denn gehirnakrobatische Übungen bitte schön dazu beitragen, dass die Abwanderung verlangsamt, die Zuwanderung beschleunigt und die Geburtenrate erhöht werden!? Vielleicht können ja die auserlesenen Persönlichkeiten durch ihr ganz eigenes Verhalten dazu beitragen?! Oder vielleicht können generell Kommissionen Lösungen vorbereiten, an die sich nacher alle halten mögen und alles wird besser?! Oder vielleicht ist es ja nur so, dass eine von WirtschaftsLobbyisten verseuchte korrumptive Politik sich nicht traut, die Dinge beim Namen zu nennen und sich dann, wie auch anders, neue, von WirtschaftsLobbyistInnen empfohlene Beratungsunternehmen sucht, damit diese dann die heilbringende Erleuchtung bringen sollen. Die Kosten sowohl für die Beratungsleistung als für etwaige konkretisierende Schritte sind natürlich allesamt durch den Steuerzahler aufzubringen, wie auch anders?!?

Dabei ist das vermeintliche Problem der Demografie bei geneuerem Hinsehen auf einer ganz anderen Ebene zu suchen als der sozial-ökonomischen. Oh, jetzt höre ich sie alle stöhnen und herablassend ächzen. Natürlich muss man Fachleute haben, natürlich muss man Kommissionen gründen, Arbeitskreise, Sachverständigenräte konsultieren und eine riesige Welle fabrizieren. Natürlich! Denn wie kann denn so ein Problem auch ganz prgamatisch angefaßt und zudem kostensparend und effizient gelöst werden!?! Das geht ja mal gleich gar nicht.

Oder vielleicht doch?! Stellen wir uns doch einmal der Situation und vereinfachen sie nach Möglichkeit. Wenn die jungen Menschen keine Lust mehr haben, Kinder zu bekommen, weil sie lieber einer eigenen Karriere und Verwirklichung nachgehen, so möchte man es Ihnen doch gönnen und sie darin ebenso unterstützen wie wenn sie Familien gründen. Eines dieser Unterstützungsinstrumente ist z. B. die fiskalische Bewertung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten. Und damit sind wir gleich bei einem Kernpunkt demographisch wirksamer Instrumente eines Staates, der Besteuerung der BürgerInnen.
Warum werden getrennt lebende Eltern nicht gleich besteuert und mit denselben fiskalischen Vorteilen unterstützt? Warum werden Menschen mit Kindern (vor allem dann, wenn sie sich nachweislich um einen auch rechtlich gewünschten und vorgesehenen Umgang und Austausch mit ihren Kindern kümmern) steuerlich nicht genau gleich behandelt? Warum können Singles so viele steuerliche Absatzmöglichkeiten nutzen, so dass der Staat und damit alle SteuerzahlerInnen deren  qua Verdienst erreichbaren Vergünstigungen noch mitbezahlen?! Warum werden BeamtInnen, FreiberuflerInnen und UnternehmerInnen mit Kindern nicht ebenso steuerlich behandelt wie Angestellte und ArbeiterInnen?! Hier ist also ein ganz wichtiger Hebel zu erkennen, doch diesee Steuergesetzgebung ist, ohne es hier weiter ins Detail zu treiben, in Sachen Demographie nicht adäquat ausgeregelt und insgesamt gesehen für demographische Intentionen überhaupt nicht mehr als zeitgemäß und zielgerichtet zu betrachten! Hier kann also auf relativ einfache Weise etwas gändert werden.

Nun widmen wir uns einem Begriff, der in der demographischen Diskussion allgegenwärtig ist, dem Begriff Singles. Gerade in Sachen Demographie spielen Ein-Personen-Haushalte eine essentielle Rolle. So nahm deren Anteil an der Gesamtbevölkerung binnen zehn Jahren (2003 bis 2012; Quelle destatis.de, 25.2.2014) bundesdurchschnittlich um knapp 14% zu. In unserem Bundesland Niedersachen lag die durchschnittliche Zunahme bei 12,6%. Singles, oder besser Ledige, sind mit 41% ein bedeutsamer Anteil der Gesamtbevölkerung (2011) und es werden von Jahr zu Jahr mehr. Und je mehr Singles es gibt, desto weniger Kinder gibt es. Da sich unter den Ledigen aber auch solche mit Kindern befinden, schaut man sich diesen Anteil einmal genauer an. So nahm der Anteil der Alleinerziehenden von 2003 bis 2012 von 16,9% auf 19,9% zu. Das heißt, wir haben nicht nur mehr Alleinstehende sondern auch spürbar mehr Alleinstehende mit Kindern!

Soviel zu den Zahlen, um das „Vereinzelungssyndrom“ etwas genauer zu umfassen. Somit entsteht der Eindruck, dass das demographische Problem ein Problem der Menschen selbst darstellt, die, warum auch immer, lieber alleine leben als mit einem Partner, und die, warum auch immer, lieber keine Kinder zusammen haben wollen sondern es vorziehen, eine immer größer werdende Zahl minderjähriger Kinder selbst zu versorgen. Was die Anzahl der Singlehaushalte nach Geschlechtern unterschieden angeht, so gleichen sich die Verteilungskurven immer näher an. Der Anteil der Singlehaushalte von Frauen betrug 1983 noch 70%, der der Männer 30%. Im Jahr 2009 waren es dann 56% Frauen-Single-Haushalte und 44% Männer-Single-Haushalte (Quelle:de.statista.com, 25.2.2014).

Und nun sollen, um auf den Anfang dieses Essays zurückzukommen, ExpertInnenkommissionen die Phänomene analysieren und Vorgehensweisen und Instrumente eruieren, die die Tendenzen abzumildern helfen. Und ich frage mich dann doch allen Ernstes, ob das der richtige Weg ist. Denn zunächst einmal kosten diese Kommissionen immens viel Geld, zweitens wird dadurch noch lange kein Kind mehr geboren, nur weil ein paar sogenannte ExpertInnen ein Stück Papier beschrieben. Kinder werden dann geboren, wenn Eltern Liebe und Vertrauen zueinander haben. Hier wird es jetzt ganz besonders interessant, denn Liebe und Vertrauen sind zwei qualitative Begriffe. Befragungsergebnisse (z. B. unter statista.com u.a.) zeigen auf, dass Männer sich als zu schüchtern betrachten, dass Frauen zu hohe Ansprüche an die Männer haben und dass beide Geschlechter zu fast einem Drittel der Befragten denken, dass sie ihre Unabhängigkeit noch nicht aufzugeben gedenken. Ein gutes Fünftel der Befragten gibt an, einfach zu wenig Zeit zu haben für die Partnersuche.
Somit dürften die Ursachen für die „Versingleung“ unserer Gesellschaft im ganz persönlichen Umfeld zu suchen sein. Und dort kann eine Kommission nur sehr bedingt Instrumente anbieten. Oder sehen Sie da eine andere Lösung?! Wie will man denn z. B. dafür Sorge tragen, dass Männer ihre Schüchternheit ablegen und trotzdem den hohen Ansprüchen, sowohl den eigenen wie auch denen der Frauen, genügen können. Vor allem aber, wie will der Staat und seine Kommunen denn das Unabhängigkeitsbestreben einzeln lebender BürgerInnen überwinden. Klar, man kann Kampagnen starten, man kann die Steuerschraube für Singles deutlich anziehen, doch ob das das Streben nach Unabhängigkeit = Freiheit abändern wird, darf man doch kritisch betrachten. Freiheit ist wie auch die Liebe ein qualitativer Wertbegriff, eine ethische Ausrichtung – und diese werden sich nur schwerlich durch noch so schöne Medienkampagnen und monetäre Zügelungsstrategien verändern lassen. Im Gegenteil – der individuelle Werte- und Normenkatalog kann durch Eingriffe von aussen, die darauf abzielen, den Katalog abzuändern, gar zu schnell in eine Abwehrhaltung des Einzelnen führen. Und damit kann auch eine vielleicht volkswirtschaftlich, gesellschaftlich durchaus sinnvolle Intention wirkungstechnisch in ihr krasses Gegenteil verwandelt werden, wenn z. B. der individuelle Wertekatalog deutlich höher gestellt wird als jedwede politisch ambitionierte Veränderungsstrategie. Hier können durchaus auch Divergenzen entstehen, die parteipolitisch Tätigen Mehrheiten kosten können. Vielleicht wäre dann eher ein Ansatz bei den Aussagen zu finden, man habe einfach zu wenig Zeit für die Partnersuche. Auch wenn das nur ein Fünftel der Befragten angeben, so läßt sich hier auf vermeintlich einfachere Weise etwas bewerkstelligen. Zu wenig Zeit für die Partnersuche zu haben könnte bedeuten, dass die Arbeitszeiten es nicht zulassen, dass familiäre und gesellschaftliche Verpflichtungen (z. B. die Obhut von Schutzbefohlenen, Familienangehörigen, Freunden und Bekannten) kaum Zeitlücken lassen, dass es keine adäquaten gesellschaftlichen Treffpunkte in dem Umfeld der Menschen gibt, dass die verkehrliche Anbindung zu den kulturell-gesellschaftlichen Treffpunkten schlecht und inadäquat sind. Auch wenn diese Ansätze nur beispielhaft dargestellt wurden, sie bieten jedoch einen ganzen Strauß von Handlungsoptionen, auch für wie auch immer zusammengesetzte Kommissionen von Verantwortlichen, Anbietern und LeistungsträgerInnen.

6.5.2013

Wie oft in den vergangenen Monaten vernahmen wir die Rufe der MahnerInnen, dass Deutschland aussterbe, dass große Herausforderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen neuer Verantwortungsgemeinschaften bedürften, dass überhaupt alles den Bach heruntergeht und man der sogenannten demografischen Problematik nur mit neuen Initiativen, dem Rückbau bestehender Infrastrukturen, der Schliessung von Schulen, der Zusammenlegung von Verwaltungen und und begegnen könne.

Und alle stimmen in diesen destaströsen Kanon ein. Zugegeben, es ist einfacher, im Chor zu singen als als Solist. So ist das eben. Wenn bestimmte Persönlichkeiten erst anfangen, ausgesuchte Themen ständig und litanaienhaft zu kommunizieren, dann ist die thumbe Mitläuferschaft wie bei jedem anderen beliebigen Thema sofort dabei und stimmt mit ein. Einmal davon ab, dass es mich persönlich immer wieder frustriert, wie viele Persönlichkeiten sich dann als gute ChorsängerInnen qualifizieren ohne jede solistische Qualität zu haben, es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und zwar eines aus dem Verkehrswesen, neudeutsch der Mobilität. Oder gehören TrittbrettfahrerInnen nicht zu diesem Themenbereich?! Also wenn TretrollerfahrerInnen, RollatorInnen, FahrradfahrerInnen (neudeutsch BikerInnen) zu den Kerngruppen der Mobilitätsphänomene gerechnet werden können, dann müssten die TrittbrettfahrerInnen logischerweise ebenfalls als Kerngruppe aufgenommen werden, oder sehen Sie das anders?!

Kommen wir von der Mobilitätsforschung wieder zur Demografie. Der Chor der TrittbrettfahrerInnen und ihre DirigentInnen haben uns seit Jahren versucht weis zu machen, dass Deutschland ausstirbt. Ich habe von Beginn dieses schlechten Liedes an immer wieder betont, dass man aktiv gegensteuern kann, indem man Menschen in unser Land lässt und diese, wenn sie bestimmten Gruppen angehören (wie z. B. Flüchtlinge aus welchen Gründen auch immer), auch aktiv in unsere Gesellschaft integrieren kann, wenn man denn will. Dass man all denen Widerstand leistet, die thumb und dreist gegen alles sind, was auch nur etwas anders aussieht als ein rosarotes, nacktes, doitsches Meerschweinchen und die denken, dass eine deutsche Kartoffel schon rein genetisch gesehen einen höheren Intelligenzquotienten aufzuweisen hat als jedes andere Gewächs dieser schönen Erde.

Nun, schon Johannes, der Täufer wusste, dass seine Rufe in der Wüste verhallen, doch hat er jemals aufgegeben?! NEin! Hat er nicht! Ich bin kein Johannes und schon gar kein Täufer, doch auch ich rufe es stets in die Wüste mentaler und intellektueller Tristesse: Hört auf mit dieser Volksverdummung! Hört auf mit die volkszersetzenden Agitation!

Und nun hat Deutschland inzwischen schon seit drei Jahren einen deutlichen Wanderungs- und einen erkennbaren Bevölkerungszuwachs. Ok, es war nicht den Integrationsaktivitäten zu verdanken (Schade eigentlich) sondern es ist den europäischen Krisen zu verdanken, dass sich immer mehr europäische Nachbarn in Deutschland anmelden, um hier zu leben und zu arbeiten.

Das zeigt auf bedeutsame Weise, dass man diesen SchlechtrednerInnen und MahnerInnen kein Gehör schenken sollte, vor allem dann, solange sie nur herumlamentieren und uns Dinge vor Augen führen, die wir selbst sehen und wissen. Wenn sie nichts anderes können, als miese Stimmung zu verbreiten und sich nur Lösungsansätzen widmen, die alles noch schlimmer machen, dann denke ich ganz ehrlich – die Wüste ist ein geeigneter Ort für solcherlei Gesinde.

Da ich dank besonderer Gnade schon länger verweilen darf als ich jemals dachte, dass ich es ertragen müsse, möchte ich noch einmal deutlich machen: das demografische Problem ist zu grossen Teilen ein herbeigeredetes Problem, was nur von denen artikuliert wird, die sich wichtig machen wollen auf Kosten aller. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es derlei Problemkonstellationen gibt (in Deutschland im Sinne einer Bevölkerungsabnahme), doch wer nicht integrationsorientiert daran arbeitet, dem soll ein Stück Wüste vorbehalten sein, damit er dort seinen Quatsch den Sandstürmen anvertrauen kann. Es ist desweiteren immer wieder so, dass man am besten genügend Petersilie mitnimmt, wenn man diesen ach so wichtigen gesellschaftlichen Multiplikatoren zuhören muss oder erst gar nicht hingeht, denn man kann verbrauchte Luft auch angenehmer inhalieren. Es sind zudem erkennbar, dass unvorhergesehene Dynamiken immer wieder auftreten und dann platzt dieses ganze Gequatsche (in dem Falle um ein Aussterben Deutschlands, was zudem nicht für alle Menschen überall einen besonderen Verlust darstellen würde) wie ein Luftballon. Und dann haben alle diese Mobilitätsfreunde – in diesem Fall die Kerngruppe der TrittbrettfahrerInnen – plötzlich den Zwang, ein neues Horrorszenario aufzubauen, um sich wichtig zu machen. Leute, Leute!

Die Demografiedebatte ist ein intellektueller – und deswegen nicht zwangsweise ein vergnüglicher – Zeitvertreib.

Arbeiten wir lieber daran, wie wir die Neuankömmlinge möglichst schnell in unsere gesellschaftliche Mitte nehmen können, indem wir ihnen ausreichend und hochwertige Sprachkurse anbieten und sie gleichzeitig in die deutschen Sitten und Bräuche wie auch das deutsche GEsellschaftssystem einführen, damit sie wissen, wir wir Deutschen ticken und wie unser Staat von der kleinen Gemeinde bis zur Bundesregierung genau funktioniert!

 

13.12.2012

Die demografische Entwicklung im Landkreis Helmstedt

Oftmals wird die demografische Entwicklung diskutiert, ohne eine statistische Grundlage für die einzelnen Argumente anzubieten. Das ist dann für alle Beteiligten eine nicht sehr befriedigende Situation, denn gerade bei dieser Diskussion ist es eminent wichtig, Zahlenwerke anzubieten, die von den TeilnehmerInnen dieser Diskussion als nachvollziehbare und seriöse Quelle allgemein akzeptiert wird. Zudem sollten die Quellenangaben von unabhängigen Interessenten an diesem Thema nachprüfbar und bewertbar sein.

Ich verwende hier als Quelle die Drucksache 15/3900 des niedersächsischen Landtags, 15.Wahlperiode, da diese Zusammenstellung sowohl die statistischen Grundlagen für die demografische Entwicklung in Niedersachsen als auch Handlungsempfehlungen u.v.m. enthalten. Der statistische Teil basiert auf offiziellen Statistiken des Landesbetriebs für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) resp. des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung e. V.  und somit können Interessierte detailliert nachvollzogen und kritisch bewertet werden.

In diesem Artikel geht es mir darum, Sie als LerserIn für das Thema demografische Entwicklung zu sensibilisieren. Mir ist es wichtig, dass Sie sich nicht proklamatischen Verlautbarungen unreflektiert und unkritisch anschliessen, ohne die dargestellten Ergebnisse zu hinterfragen.

Dazu ein paar Beispiele:

Eines der wesentlichen Argumente, die man allenthalben aufnehmen kann ist die, dass die Bevölkerung immer älter wird. Eine der wichtigsten Handlungsweisen als Schlussfolgerung sei dann die, dass Infrastrukturen zurückgebaut werden sollen und sogenannte neue Verantwortungsgemeinchaften entstehen müssten. Demografischer Wandel ist aber nichts negatives und Infrastrukturen zurückzubauen ist mehr als kritisch. Als plastisches Beispiel mögen die Schienenverbindungen herhalten. Sie erinnern sich, dass Schöningen keine Schienenverbindung mehr in Richtung Wolfenbüttel hat?! Tolle Sache. Bevor man also etwas zurückbaut, sollte immer erst über alternative Szenarien nachgedacht werden. Wir kann man z. B. Menschen in die Dörfer bringen? Ein Lösungsansatz ist z. B. die Breitbandversorgung der Dörfer und natürlich u.a. die Verkehrsanbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Wie dem auch sei, was immer man auch in den Fkous seiner Argumentation rückt, ob nun Rück- oder Umbau – prinzipiell werden Bevölkerungsstatistiken herangezogen, die den allgemeinen Bevölkerungsrückgang darstellen und ganz bestimmte Teilsegmente herausgreifen, die dann anzeigen, dass immer weniger junge Menschen und immer mehr alte Menschen unsere Gemeinschaften und die dazugehörigen sozialen Sicherungssysteme u.a. belasten werden.

Schauen wir uns gemeinsam einmal wesentliche Ergebnisse für den Landkreis Helmstedt an.
Der Landkreis Helmstedt wird bereits zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Drucksache als ein Bereich mit stagnierender Bevölkerungsentwicklung dargestellt. Bereits 2006 ist der Landkreis Helmstedt im oberen Drittel in Bezug auf den Anteil der 80-Jährigen und Älteren in Niedwersachsen zu finden, wobei er sich in trauter Runde mit der gesamten Region ausser dem Landkreis Gifhorn oberhalb des niedersächsischen Landesschnitt befindet. Bei einem anderen Indikator, der Veränderung der Anzahl der 0 – 19-Jährigen in Niedersachsen 2003 bis 2020, liegt der Landkreis weit oberhalb des niedersächischen Landesdurchschnitts (- 15,4%) mit -29,2%. Allerdings darf angemerkt werden, dass auch für alle anderen regionalen kommunalen Gebietskörperschaften erhebliche Verluste in diesem Altersklassensegment prognostiziert werden, wobei Wolfsburg mit -8,7%, der LK Peine mit -11,3% und die Stadt Braunschweig mit -12,4% noch relativ glimpflich davon kommen. Interessant wird es bei der Veränderung der Anzahl der 60- bis 79-Jährigen in Niedersachsen 2003-2020, wo der Landkreis Helmstedt mit nur -0,5% Veränderung weit unter dem Landesdurchscnitt von 6,9% Zunahme liegt. Wolfsburg ist hier Spitzenreiter mit -14,2 % Veränderungsquote (das bedeutet, die Stadt Wolfsburg wird von diesem Teilsegment der demografischen Änderungen nicht so stark betroffen sein). Für die Landkreise Vechta, Emsland und die Stadt Oldenburg sind mit 21,7 bis 25% ganz erhebliche Zunahmen dieses Altersgruppensegments prognostiziert (das bedeutet, sie werden ganz erheblich von diesem demografischen Änderungsprozess erfasst).

Bei der Veränderung der Anzahl der ab 80-Jährigen in Niedersachsen 2003 bis 2020 (in %) ist der Landkreis Helmstedt mit 35,9% weit unter dem niedersächsischen Schnitt von 44,3%. Nur der Stadt Braunschweig wird eine noch günstigere Entwicklung mit „nur“ 9,5% Zunahme vorhergesagt.

Nun zu den beiden o.a. Argumenten, die als Handlungsempfehlungen gerne gestreut werden. Die Prognosestatistiken zeigen erst einmal das an, was passiert, wenn keinerlei Einflussfaktoren von aussen wirksam werden (z. B. politische Systemwechsel, Katastrophen u.ä.). Dann zeigen Sie an, dass bestimmte Segmente der Altersgruppen sich in eine bestimmte Richtung entwickeln könnten. Und kann man nun daraus folgern, dass wir einen Rückbau der Infrastrukturen leisten müssen?! Was halten Sie davon, wenn man sich den differenzierteren Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission widmet, die sich für den Landtag Niedersachsen dem Thema eingehend und ausdifferenziert gewidmet hat?!
Dort kann man lesen, dass statt Abbau ein Umbau sinnvoll ist. Der Rück- und Abbau von Infrastrukuren ist eben nur eine Handlungsoption, die meistens sogar erst als letztes genannt wird. Vorher werden planerische Abstimmungen gesetzt, die dem Wandel Rechnung tragen sollen, um den Um- und Ausbau für bestimmte Altersgruppen voranzutreiben.

Auch wird zu Verantwortungsgemeinschaften, schon gar neuen, im gesamten Bereich der Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission nichts berichtet. Warum auch? Nach den Empfehlungen der Enquete-Kommission  benötigen wir keine neuen Verantwortungsgemeinschaften sondern lediglich die professionelle Sensibilisierung der bestehenden Entscheidungs- und Planungsgremien, um dem Wandel der Alterszusammensetzung unserer Gesellschaft zu begegnen und uns anzupassen.

Anhand der hier genannten Beispiele möchte ich dazu beitragen, dass all denen eine inhaltliche Kritik entgegen gehalten wird, die lediglich einen Abbau und die Gründung sogenannter „neuer“ Verantwortungsgemeinschaften in den Fokus rücken wollen. Statt negative und proklamatische Verschlechterung zu einem argumentativen Druckmittel zu missbrauchen, sollten wir uns offen, kritisch und im Vertrauen darauf, dass wir ausreichend Fachmenschen in den verschiedensten gesellschaftlichen Funktionen aufzuweisen haben, dem Thema inhaltlich und wertfrei intensiv widmen.

Yes, we can 🙂

 

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