Unlängst habe ich mich zum mephistophelischen Prinzip geäussert. Dabei ging es um ganz individuelle Geschehnisse, die unseren Geist, unsere Seele und unsere Ratio beschäftigen können. Die Kernfrage war: Wie kann es geschehen, dass wir Menschen so dermaßen entgleisen, dass wir von einem guten und anständigen Menschen zu einer Bestie mutieren?!
Ich habe die kleine Untersuchung dieses Vorgangs mit Zitaten aus Goethes Faust und dort mit Aussagen des Mephisto unterlegt. Vielleicht auch, um darzulegen, dass dieses Phänomen bereits die besten Denker unseres Landes beschäftigt hat. Gerade Goethe war allgemein akzeptiert einer der ganz großen Denker und hat mit seinem „Faust“ ein Drama geschaffen, das aktueller denn je und somit zeitlos nahezu jeden Auszubildenden einer höheren Schule beschäftigt.
Heute nun zoome ich eine Ebene höher. Das individuelle Dilemma ist die eine Seite der Medaille. Das soziale Dilemma die andere. Meine Mutter pflegte gerne zu sagen:“Jeder Mafioso, jeder Mörder, jeder Massenverblender und dann Menschenvernichter hat eine Mutter und einen Vater. Jeder hat eine Familie!“
Stimmt! Ich betrachte in diesem kleinen Essay also die soziale Dimension des mephistophelischen Prinzips. Gibt es dieses Prinzip in einer sozialen Guppe überhaupt?
Vorweg gesagt, ich denke Ja. Beispiel: die Vernichtung der Juden, um im eigenen Land zu bleiben. Dem Land der Denker und Dichter, was auch das Land der Lenker und Schlächter genannt werden darf. Dieses wundervolle Land pervertierte innerhalb kürzester Zeit mit nahezu seiner gesamten Bevölkerung zu einem menschenmordenden Monster.
Heute möchte ich euch berichten, wie man dieses Prinzip der Monsterwerdung einer ganzen Gesellschaft erkennen kann. Es gibt ein Muster! Und wenn Du als LerserIn dieses Muster nachvollziehen kannst und verstehst, dann kannst Du jede gesellschaftliche Pervertierung genauer diagnostizieren und darüber nachdenken, welchen Status diese Gesellschaft hat in Bezug auf das mephistophelische soziale Prinzip.
Das Muster läßt sich wie folgt beschreiben:
1. Identifikation
2. Isolation
3. Konfiszierung
4. Konzentration
5. Extinktion
Eigentlich bedarf es jetzt kaum mehr weiterer Worte, denn mit diesem Muster wirst Du unschwer und vor allem schnell jedes soziale mephistophelische Prinzip diagnostizieren können – oder wollen wir lieber diabolisches Prinzip sagen?!?
Es beginnt immer mit der Identifikation des Bösen. Denkt alle an die großen Menschenschlächter dieser Erde. Sie und die ihnen Dienenden beginnen immer damit, das Böse zu identifizieren. Plötzlich wird eine Sozietät zum Bösen gemacht und sozial gesehen identifiziert als der Grund des Übels. Juden, Zigeuner, Homosexuelle, Drogenabhängige, Schwarze, Rote, Andersgläubige usw. usw. usw..
Danach folgt die soziale Isolation. Ebene jene zum Bösen deklarierte werden gesellschaftlich isoliert. Sie werden vom vermeintlich guten System unterschieden, indem sie gekennzeichnet und allgemein geächtet werden. Die Juden sind schuld daran, dass Deutschland vernichtet wurde. Die Schwarzen sind schuld, dass es überall Drogen gibt, die Homosexuellen sind schuld, dass die Gemeinschaft zerfällt – ihr kennt diese Sprüche auch.
Jeder, der Drogen nimmt ist kriminell. Jeder, der anderen Glaubens ist, ist des Teufels.
Der dritte Schritt ist die Konfiszierung. Denn wenn erst einmal eine soziale Gruppe geächtet worden ist, dann kann man sie neben das Gesetz stellen oder sogar – noch perfider – Gesetze ins Werk setzen, die es erlauben, die einst unbescholtenen BürgerInnen offiziell zu bestehlen. Diebstahl ist dann legitim, denn die betroffene Gruppe ist als das Böse schlechthin identifiziert. Nun wird sie geächtet und dann ausgenommen. Das gute System erlaubt es, das Eigentum dieser bösen sozialen Einheit zu beschlagnahmen, die Arbeitskraft auszubeuten und jedwedes Eigentum zu „sozialisieren“, also dem vermeintlich guten System fast als eine Art Wiedergutmachung zuzuführen.
Der Konfiszierung als erstem Schritt der gesellschaftlichen Entmachtung folgt dann die Konzentration. Jeder in Deutschland sollte wissen, was das Warschauer Ghetto ist?! Doch Ghettos gibt es auch woanders. Ich will es nur an dem deutschen Vorgehen gegen die Juden verdeutlichen, auch um all den guten Deutschen zu zeigen, wie sich das Land der Denker und Dichter zum Land der Lenker und Schlächter entwickelt hat. Aber auch, um jedem anderen Menschen ein plastisches Beispiel für das diabolische Muster zu verdeutlichen. Die Ghettoisierung und Konzentration ist kein historisches Geschehnis, sie ist allgegenwärtig. Oder werden für Armutsflüchtlinge nicht auch Ghettos gebaut, kleine wunderschöne Containersiedlungen, weil es ist ja ach so wenig Platz in unseren kleinen und mittleren Städten und Gemeinden, wo ansonsten alle die Leerstände proklamieren und herumjammern, dass Deutschland ein demografisches Problem hat. Nehmen wir die Zigeuner in Ungarn, die Schwarzen in Amerika und und und. Verstanden?!?
Der letzte Teil des diabolischen Prinzips ist die Extinktion. Zu allerletzt wird das Muster durch die vollständige Vernichtung des vermeintlich Bösen gekennzeichnet. Der „Feind“ muss vernichtet werden. Ihr kennt diesen Spruch nur zu gut.
Es fällt mir zugegeben schwer, dieses Muster hier zu beschreiben, denn es betrifft mich persönlich und meine Seele wird traurig. Doch das ist nicht relevant jetzt.
Das sublim-perfide am beschriebenen mephistophelischen Prinzip ist, dass es Dich, mich, jeden anderen Menschen, ganz gleich wo und in welcher Gesellschaft heimsuchen kann. Das diabolische Prinzip schleicht sich ein in Dich, mich und jeden, der nicht stets wach ist und über die Vorgänge um sich herum nachdenkt. Und plötzlich werden diese hier musterhaft dargestellten Vorgänge durch sogenannte Sachzwänge gerechtfertigt. Ihr kennt das!
Was wollen die ganzen Armutsflüchtlinge hier, diese scheiss Homosexuellen, die schwarzen Drogendealer. machen wir dem Bösen den Garaus! Und wa, wenn es die dann nicht mehr gibt?!
Dann fängt dieses Spiel von vorne an. Denn schliesslich müssen die Kommunen, in denen Waffen hergestellt werden, die Gefängnisse in ihrem Gemeindegebiet haben ja weiterhin Arbeit und Auskommen haben. Und das haben sie nur, wenn die Waffen hergestellt und verkauft werden und wenn die Gefängnisse voll sind. Sachzwang –
Ich werde mich an anderer Stelle dazu versuchen zu äussern, ob wir diesem diabolischen Prinzip überhaupt noch entkommen können oder ob es nicht bereits ubiquitär ist und sich auch in unserer Gesellschaft oder der der Nachbarn in Europa oder sonst wo auf der Welt unwiderbringlich eingenistet hat. Gibt es überhaupt noch Hoffnung? Ich weiß es nicht. Vielleicht weißt Du es.
Literatur: Schwarzbuch der Weltgeschichte, Hans Dollinger (es ist ganz schwere Kost, denn es zeigt auf klare Weise, dass der Mensch des Menschen Feid ist, wie es im Titel bereits heisst).